Palmkätzchen: Bienenfutter im Pelzmantel

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THEMENBILD WETTER: PALMKAETZCHEN IM SCHNEE(c) APA (Alois Litzlbauer)
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Botanik. Die Blüten der Salweide schützen sich durch pelzige Härchen vor Frost. Männliche Palmkätzchen erblühen mit gelben Staubblättern, die bei Bienen und anderen Insekten als frühe Nahrung im Frühling beliebt sind.

Warum sind Palmkätzchen flauschig wie junge Katzerln? Der Pelz soll die ungeöffneten Blütenstände der Salweide vor frostigen Wetterkapriolen schützen. Rund um Ostern erblühen die Kätzchen und fallen besonders auf, weil sie vor den Blättern der Weide sprießen.

Die Blüten ziehen viele Bienen an: Denn so früh wie sie blüht kaum eine andere Pflanze in unseren Breiten. Imker pflanzen daher Weiden in Nähe der Bienenstöcke, um den ersten futtersuchenden Bienen Nahrung zu bieten. Und Insekten sind wichtige Bestäuber der Weiden, obwohl der Wind auch eine Rolle spielt.

Jedenfalls schwirrt es um Palmkätzchen, sobald es für die Insekten warm genug zum Fliegen ist: Über 50 Prozent der Bestäuber sind Bienen und Hummeln, der Rest Fliegen, Schmetterlinge und Käfer. Da Weidenblüten abends nicht zugehen, können sie sogar von nachtaktiven Insekten bestäubt werden.

Der Imker Christoph Lackner berechnete vor einigen Jahren auf Anfrage der Kärntner Landesregierung, wie viel Futter Bienen entgeht, wenn man in der Osterzeit Palmkätzchen pflückt. „Hochgerechnet auf die Anzahl der Kirchgänger, verglichen mit der Futtertracht der Weiden ist das eine Bagatelle: Durch Palmbuschen gehen nur zwei Kilo Zucker für Bienen in ganz Kärnten verloren“, sagt Lackner.

Da Weiden zu den eingeschlechtlichen Pflanzen zählen, bieten übrigens nur die männlichen Weiden Futter für Bienen: Bei männlichen Kätzchen locken die Pollen an den gelb gefärbten Staubblättern die Bestäuber an. Bei weiblichen Weiden ragen grüne Stempel aus den Palmkätzchen.

Erst nach der Blüte schneiden

Der wärmende Pelz der Kätzchen besteht aus Härchen auf den schwarzen Tragblättern der Weidenblüten. „Das Palmkätzchen ist keine Einzelblüte, sondern jedes Kätzchen ist eine Ähre“, erläutert Elvira Hörandl, Botanikerin aus Wien, die nun an der Uni Göttingen forscht. Gemeinsam mit Florin Florineth, Ingenieurbiologe der Universität für Bodenkultur, hat sie das Buch „Weiden in Österreich und angrenzenden Gebieten“ verfasst (Boku Wien, 2002). Florineth erklärt: „Im Gegensatz zu anderen Pflanzen, die man zur Steckholz-Vermehrung verwendet, schneidet man Weiden nach der Blüte. So können Bienen Nektar und Pollen der Salweide gut nutzen, bevor die Weide geschnitten und zur Vermehrung in den Boden gesteckt wird.“ Florineth war diese Woche mit Studenten im Freiland unterwegs, um korrekte Schnitt- und Einpflanzmethoden zu lehren.

Denn Weiden sind wichtige Nutzpflanzen, wenn es um Hang- und Ufersicherung geht. „Und sie vertragen Schatten gut, sind daher als Hecken am Waldrand beliebt“, sagt Florineth. Und: „Die in Gärtnereien angebotenen Palmkätzchen sind meist keine reinen Salweidenäste, sondern eine leicht zu vermehrende Hybridzüchtung aus Sal- und Korbweide.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2015)

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