Sparkling Science: Gebt den Kindern das Kommando

Zumeist setzen sich Erwachsene für Kinderrechte ein. Im Projekt „Jeki – Jugendliche erforschen Kinderrechte“ verschaffen sie sich selbst Gehör und beleben damit die Forschung.

Ein Kind schreit im Kindergarten: nichts Ungewöhnliches. Kinder können sich in dem Alter sprachlich noch nicht gut artikulieren und drücken ihre Wünsche eben anders aus. „Damit Kinder bereits in jungen Jahren im Alltag partizipieren können, müssen die Erzieher das Kind als Person anerkennen“, sagt Waltraud Grillitsch, Sozialwissenschaftlerin an der FH Kärnten. Nur so könnten bereits die ganz Kleinen zu ihren Rechten kommen.

„Ein Kindergartenkind sagt einem Erzieher womöglich nicht, dass es weiterspielen mag, anstatt zu essen. Es schreit womöglich“, so Grillitsch. Für Erwachsene gelte es dann herauszufinden, welche Gefühle oder Wünsche das Kind damit äußern möchte. Pädagogen lassen Kinder ihre Gemütslage etwa aufzeichnen oder arbeiten mit selbst gebastelten Wolken und Sonnen. Wenn die Kinder auf die Wolken zeigen, sind sie schlecht gelaunt. Die Sonne steht für gute Stimmung.

Die FH Kärnten initiierte das vom Wissenschaftsministerium finanzierte Sparkling-Science-Projekt „Jeki“, um Kinderrechte im Alltag besser umzusetzen. Dabei sollen Schüler selbst am Prozess der Rechtsfindung teilnehmen. Die Kärntner Schulen des Bakip Klagenfurt, des BG Tanzenberg, des BRG Feldkirchen und der Volksschule Himmelberg suchen gemeinsam mit ihren Erziehern und den Forschern Kinderrechtsthemen, die sie interessieren. Diese bearbeiten sie sorgfältig und präsentieren sie schließlich in Vorträgen und Publikationen. „Somit erfahren die erwachsenen Forscher aus erster Hand, welche Meinungen und Herangehensweisen die Kinder haben“, sagt Grillitsch. Das bringt Erkenntnisse auf der Ebene der Betroffenen.

In den Schulen spielt dabei die Schülerbeteiligung eine Rolle, die aber in der Praxis oft schwer umzusetzen ist. Die Kinder erforschen, wie sie Personen besser ausreden lassen können, wie sie Kollegen genauer zuhören, wann sie selbst sprechen können oder dass Gewalt keine Konflikte löst. Kurz: Es geht um Umgangsformen. „Die wichtigste Erfahrung ist, dass nicht nur das eigene, individuelle Recht zählt, sondern dass andere Kinder auch Rechte haben“, betont Grillitsch. Die Schüler arbeiten intensiv an den Forschungsfragen und versuchen, dies in den Schulen auch vorzuleben. Grillitsch sagt: „Damit bringen sie sich selbst demokratische Prozesse bei.“ (por)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.