Konkurrenz macht Männer spendabel

(c) BilderBox
  • Drucken

Scheinbar selbstloses Spenden hat einen Hintergrund, den die Spender wohl selbst gar nicht bemerken.

Wer Spenden einholen will, tut gut daran, wenn er sich erstens von einer attraktiven Frau repräsentieren lässt und zweitens Freunde um eine kräftige Anschubfinanzierung bittet. Dann lassen sich Männer nicht lumpen, sie steigern sich in einen Wettbewerb des Wohltuns. Das ist die jüngste Antwort auf die alte Frage, warum es selbstloses Verhalten gibt, obwohl Ökonomie und Biologie gleichermaßen ganz nackten Egoismus predigen.

Antworten gibt es viele, etwa jene von der Umwegrentabilität: Gute Taten verschaffen Reputation, auf die man hoffen darf, wenn man selbst in Not gerät. Oder: Ein gemeinsames Interesse kann die Selbstlosigkeit fördern. Aber die meisten dieser Befunde stammen aus den künstlichen Umgebungen von Labors, in die Forscher Testpersonen laden und sie mit Experimenten der Spieltheorie durchschauen wollen. Die Ökonomin Sarah Smith (Bristol) und der Evolutionsbiologe Nicola Raihani (University College London) hingegen haben auf einer britischen Onlineplattform für Fundraising das echte Leben beobachtet.

Den anderen überbieten!

Auf dieser werden viele Projekte beworben, die Kandidaten geben Informationen über den Zweck und sich selbst – Name, Foto. Die Spender scheinen mitsamt der Höhe ihrer Spenden namentlich auf, sie können auch anonym bleiben. Wer sich als potenzieller Spender auf diese Plattform klickt, sieht also beides, den Werber und die Spendengeschichte. Lächelt der Werber, hebt das die Spendenfreude, bei Männern und Frauen. Damit ist die Gemeinsamkeit allerdings vorbei: Wenn ein Mann eine attraktive Frau als Werberin sieht, greift er tiefer in die Tasche. Wie tief, darüber entscheidet der Blick auf die Generosität früherer männlicher Spender: Sie wird überboten, vom nächsten wieder, vom nächsten wieder (Current Biology 16. 4.) Das bestätigt die Hypothese vom „competitive helping“, sie gilt allerdings nur für Männer. Frauen lassen sich auch von attraktivsten Männern nicht in einen Wettlauf bringen, und Männer bemerken vermutlich gar nicht, dass sie es tun: „Ich glaube nicht, dass Männer darauf spekulieren, dass sie selbst als attraktiver erscheinen, wenn sie andere überbieten“, erklärt Raihani. „Ich halte das eher für unwahrscheinlich.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.