Pollen rund um den Globus erfassen

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Biologie. Von Wien aus wird die größte Pollendatenbank der Welt koordiniert. Damit lassen sich Kriegsverbrechen oder die Herkunft von Drogen nachvollziehen.

Kein Pollenkorn gleicht dem anderen. Das macht es schwierig, sie zu erkennen. „Jahrelange Erfahrung und viel Training sind notwendig“, sagt Biologin Martina Weber von der Abteilung für Strukturelle und Funktionelle Botanik der Uni Wien. Vor einigen Jahren hat sie gemeinsam mit Fachkollegen bereits ein Nachschlagewerk verfasst. Damit Spezialisten rund um den Globus ihr Wissen noch besser teilen können, hat sie 1997 die palynologische (siehe Lexikon) Datenbank PalDat ins Leben gerufen. Daraus entstand die größte Pollendatenbank der Welt. Nach fast zweijähriger Wartung soll sie nun rasch weiter wachsen.

Insgesamt sind derzeit mehr als 18.000 Bilder erfasst. Sie zeigen Pollen von 2238 verschiedenen Pflanzenarten aus 1099 Gattungen. Neben einer genauen Beschreibung gibt es auch Fotos der Pflanze und Aufnahmen aus der Licht- und Elektronenmikroskopie. Die Terminologie stellen die Wiener ebenfalls zur Verfügung. „Es braucht eine gemeinsame Sprache, um ein Pollenkorn zu charakterisieren“, so Weber.

Weltsprache für Pollenforscher

Mit den Standards aus Wien sollen Forscher von überall die Datenbank erweitern können, also Informationen einspielen, und sie zugleich jederzeit selbst als Werkzeug nutzen, wenn sie Informationen über ein Pollenkorn brauchen. Mit nur wenigen Mausklicks zu den Eigenschaften lässt sich jeder Pollen schnell und einfach finden.

Das nutzt nicht nur der Forschung. In Srebrenica, Bosnien-Herzegowina, halfen Pollenkörner, die Kriegsverbrechen nachzuvollziehen. Archäologen kommen, um Fundort und Epoche von Objekten zuordnen zu lassen.

„Wir können auch zeigen, woher Drogen kommen“, sagt Weber. Auch die Echtheit von Lebensmitteln lasse sich so nachweisen. Wo Sonnenblumenhonig draufsteht, solle er ja auch drinnen sein, sagt sie. Safran wiederum lässt sich mit Ringelblume leicht verfälschen. Mit Wasser versetzt sei der stachelige Ringelblumen-Pollen aber gleich erkennbar.

Erst kürzlich, am Freitag, dem 13. März, ging PalDat 3.0 online. Für Weber kein schlechtes Omen: Die Naturwissenschaftlerin rechnet durch die Verbesserungen mit einem rapiden Anstieg der Datenmenge. (gral)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2015)

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