Gefährlich und hartnäckig: Pilzinfekte im Körper

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Medizin. In Innsbruck eröffnet ein neues Christian-Doppler-Labor, das für schwere Erkrankungen, die durch Pilze verursacht werden, eine schnellere Diagnose und bessere Therapie sucht.

Wie hartnäckig Pilze sein können, weiß jeder, der in seinem Badezimmer versucht, Schimmel zu entfernen. „Der kommt immer wieder“, sagt Cornelia Lass-Flörl von der Med-Uni Innsbruck. Sie kümmert sich nicht um Badezimmer, sondern versucht, in Krankenhäusern Leben zu retten: Pilzinfektionen sind ein gravierendes Problem für Patienten mit geschwächtem Immunsystem.

Das betrifft Personen, die ein Organtransplantat in sich tragen, sowie Patienten in Chemotherapie, mit chronischer Lungenerkrankung oder Diabetes. „Die Zahl der Pilzinfektionen bei schwer kranken Menschen steigt dramatisch. Ein Problem ist, dass man nicht leicht erkennt, ob zum Beispiel eine Lungenentzündung bakteriell oder von einem Pilz verursacht wurde“, sagt Lass-Flörl, die seit über 20 Jahren an „invasiven Pilzinfektionen“ forscht. So nennt man Infektionen der Blutbahn oder der inneren Organe.

Da eine pilzverursachte Lungenentzündung die gleichen Symptome hat wie eine bakterielle, und auch die Blutwerte keinen sicheren Hinweis auf Pilzbefall geben, wird mit Antibiotika behandelt, was aber nur Bakterien tötet. „Das fördert im schlimmsten Fall sogar die Pilzinfektion“, sagt Lass-Flörl. Für eine genaue Diagnose muss entweder eine Lungenspülung erfolgen oder eine Gewebsprobe entnommen werden, um im Labor die Pilzerreger zu finden.

Die Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der Med-Uni Innsbruck verstärkt den Kampf gegen Pilzinfektionen, die von der Lunge den ganzen Körper bis in das Gehirn befallen können, und hat dafür ein Christian-Doppler-Labor gegründet. Das CD-Labor für invasive Pilzinfektionen wird vom Wissenschaftsministerium finanziert und von Wirtschaftspartnern wie dem Wiener Arzneimittelhersteller Gilead Sciences.

Nur fünf Wirkstoffe gegen Pilz

„Einerseits wollen wir neue Wirkstoffe gegen Pilzinfektionen finden“, sagt Lass-Flörl. Denn im Vergleich zu bakteriellen Infektionen, die man mit über 40 antibiotischen Wirkstoffen behandeln kann, gibt es nur fünf Wirkstoffe, die antimykotisch, also gegen Pilze wirken. „Wir testen im Labor auch, ob man schon bekannte Substanzen neu kombinieren kann, sodass sie besser gegen Pilze wirken.“

Die Feinde der Forscher heißen Aspergillus und Mucor. Ersterer ist sehr bekannt, die meisten Wirkstoffe sind gegen solche Aspergillus-Pilze gerichtet. „Doch Mucor-Infektionen sind gleich häufig, aber gegen sie wirken viele Antimykotika nicht“, weiß Lass-Flörl.

Das Team der Med-Uni Wien will schwer kranke Patienten in Zukunft auch besser vor Infektionen schützen: An Tiermodellen wird nun getestet, wie viele Pilzsporen überhaupt eingeatmet werden müssen, damit eine Infektion überhaupt ausbricht.

Die meisten Infekte werden zwar vom Körper selbst ausgelöst, weil sich Erreger aus dem Darm über das Blut ausbreiten können. „Doch wir wollen gegen Infektionen, die von außen kommen, kämpfen“, sagt Lass-Flörl.

Gemeinsam mit dem Werkstoffhersteller Fritz Egger GesmbH in St. Johann in Tirol werden deshalb Oberflächenmaterialien auf ihre antimikrobielle Wirksamkeit getestet. „Wenn wir einen Stoff finden, der Oberflächen im Krankenhaus steril macht, wäre das eine Sensation: Denn ein keimfreies Krankenhaus gibt es bisher nicht.“

LEXIKON

Infektionskrankheit. Weiterhin eine der häufigsten Todesursachen weltweit. Neben Bakterien und Viren sind oft auch Pilze die Auslöser von Infektionen.

Mykosen. So heißen Infektionskrankheiten, die von Pilzen verursacht werden. Oberflächliche Mykosen betreffen die Haut, Nägel und Schleimhäute. Invasive oder systemische Mykosen gehen meist von der Lunge aus und breiten sich über das Blut im ganzen Körper aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2015)

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