Wo sich Fuchs und Hase in Wien gute Nacht sagen

TURMFALKEN-NACHWUCHS AM NATURHISTORISCHEN MUSEUM GEBORGEN
TURMFALKEN-NACHWUCHS AM NATURHISTORISCHEN MUSEUM GEBORGENAPA/HELMUT FOHRINGER
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Ab sofort können Wiener ihre Wildtier-Sichtungen in der Stadt online melden. Auf der neuen Plattform stadtwildtiere.at gibt es auch Hinweise für das richtige Miteinander von Tier und Mensch.

Was tun, wenn der Dachs den Kompost umdreht, der Steinmarder auf dem Dachboden seine Jungen wirft oder Wildschweine über Nacht den Garten verwüsten? „Wir können uns glücklich schätzen, in einer so grünen Stadt zu leben, wo sich auch Wildtiere wohlfühlen“, sagt Richard Zink, Wildtierökologe am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (Fiwi) der Vet-Med-Uni Wien. Damit das Miteinander von Tier und Mensch möglichst gut abläuft, hat er eine eigene Online-Plattform mit Tipps und Anregungen ins Leben gerufen. Wiener können Tier-Beobachtungen dort ab sofort melden – eine wichtige Basis für die wissenschaftliche Begleitung der in Wien heimischen Wildtiere.

Turmfalke am Stephansplatz

Gerade im Frühling erreichen Richard Zink besonders viele Anfragen: „Jetzt werden die Jungtiere geboren“, sagt er. Und da komme es in der Stadt noch öfter als sonst zu besonderen Begegnungen. Etwa, wenn ein junger Turmfalke am Stephansplatz aus seinem Nest in einer Fassadennische fällt und von einem Passanten auf dem Boden gefunden wird. Dann laufen am Fiwi die Telefone heiß, denn die Forscher werden oft kontaktiert, wenn Rat zu Wildtieren gefragt ist.

Mitunter melden sich auch Menschen, die in direkter Nachbarschaft mit einem Tier leben: „Stockenten nisten manchmal in Blumenkästen. Die Leute sorgen sich dann, wenn die Jungen in der Dachrinne herumlaufen.“ Ab sofort gibt es online Informationen darüber, wie man am Besten mit den tierischen Stadtbewohnern umgeht. „Mensch und Tier sollen in Wien gut zusammenleben“, wünscht sich Zink.

Die Wiener Tierwelt ist insgesamt sehr artenreich: Raubtiere wie Stein- und Baummarder oder Iltis leben hier genauso wie Rehe oder verschiedene Spitzmausarten. Und auch Fuchs und Hase können sich in Wien längst buchstäblich gute Nacht sagen, denn beide kommen im Stadtgebiet vor.

Längst aber leben die Tiere nicht mehr nur an entlegenen, ruhigen Stellen. „Es gibt am Schwarzenbergplatz oder im Stadtpark Füchse“, sagt Zink. Auch im Schlosspark Schönbrunn gibt es Füchse – auf der Sichtung von Rotfüchsen liegt auch ein erster Schwerpunkt der neuen Wildtiere-Plattform.

Fledermaus bis Wildschwein

Wer Wildtiere in der Stadt sieht, kann das nun schnell und einfach in die Datenbank eintragen. Das hilft den Forschern, einen möglichst guten Überblick über den Wildtierbestand in der Bundeshauptstadt zu bekommen. Beobachter können umgekehrt auch online sehen, wo es in Wien welche Tiere gibt.

Gesammelt werden zunächst Informationen zu Säugetieren aller Größen: von der Fledermaus bis zum Wildschwein. In einem weiteren Schritt könnten andere Tiergruppen folgen. Weiters können Fotos eingespeist werden, nicht nur für wissenschaftliche Zwecke – auch Schnappschüsse zum Stadtleben der Tiere sind willkommen.

Den jungen Turmfalken setzt man übrigens am besten auf eine erhöhte Stelle: „Von dort kann er oft selbst wieder losstarten. Oder die Eltern finden und füttern ihn“, sagt Zink. (gral)

Link zur Plattform: stadtwildtiere.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2015)

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