Fischroboter schwimmen autonom

Grazer Zoologen entwickeln Fischschwarm aus Robotern.

Wissenschaftler agieren längst nicht mehr im Elfenbeinturm oder kümmern sich nur um das Renommee in ihrer Community. Die Kommunikation an die breite Öffentlichkeit wird immer wichtiger. Das Team um Thomas Schmickl, Zoologe an der Uni Graz, veranstaltet derzeit eine der größten Wissensverbreitungen von Forschungsergebnissen im Internet.

Schmickls Artificial Life Lab stellt ein Jahr lang wöchentlich ein neues Video auf den YouTube-Kanal „The Year of the Cocoro“. „Wir haben über 70 Filme von unseren Experimenten gemacht“, erzählt Schmickl. Bisher sind 21 Videos online, insgesamt werden es 52 Clips, also über acht Stunden Filmmaterial. Darin ist zu sehen, wie die fischähnlichen Roboter ihre Dockingstation im stürmischen Hafen ansteuern, wie sich ein Roboterschwarm unter Wasser um ein LED-Licht versammelt und vieles mehr.

Giftdeponie und Quallen

Cocoro (Collective Cognitive Robots) hieß das EU-Projekt, das Schmickl von 2011 bis 2014 leitete. Darin wurden kleine Roboter entwickelt, die Unterwasser im Schwarm intelligent agieren. Die Prototypen der Uni Graz sehen jetzt wie Fische aus. Autonom, ohne Kommando eines Chefs, sollen dann ähnliche Roboter Aufgaben unter Wasser erledigen. „Unsere Technologie kann nun von der Industrie übernommen werden, um etwa Giftdeponien im Meer aufzuspüren oder vor Massenvorkommen von Quallen zu warnen“, so Schmickl.

Die Roboter tauschen Informationen aus, können aus Erfahrungen lernen und betreiben ihre eigene Wartung. Sie verhalten sich also wie Bienen, Ameisen oder Fische in einem Schwarm: Keiner weiß alles, aber alle gemeinsam schaffen große Entscheidungen. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2015)

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