Eidechsen und Molche im eigenen Garten

Sparkling Science. Grazer Forscher arbeiten mit Schülern zusammen, um bisher unerforschte Gebiete zu erkunden: Die Jugendlichen erheben das Vorkommen von Amphibien und Reptilien in Privatgärten.

Was quakt so laut in Nachbars Garten? Diese Frage wollen Grazer Zoologen mit der Hilfe von Schülern lösen. „Als Forscher kann man nicht einfach in Privatgärten hineinspazieren und nach Amphibien und Reptilien Ausschau halten“, erklärt Wolfgang Paill, Leiter der Abteilung Biowissenschaften im Universalmuseum Joanneum.

Deshalb ist die Verbreitung von Amphibien wie Fröschen, Kröten, Molchen, Salamandern und von Reptilien wie Eidechsen, Nattern, Ottern, Blindschleichen in Siedlungsgebieten wenig erforscht. Ein Sparkling-Science-Projekt, finanziert vom Wissenschaftsministerium, soll diese Lücke schließen. 109 Schüler aus vier steirischen Schulen schwärmen aus, um die Artenvielfalt in Privatgärten und Siedlungsräumen zu erkunden. Sowohl tagsüber als auch in der Nacht mit Taschenlampen wird in Teiche, unter Steine und in Hecken geschaut.

Gemeinsam mit engagierten Lehrern haben die Jugendlichen alle Bestimmungsmerkmale der Amphibien und Reptilien gelernt. Und sie wurden im Umgang mit Lebendfallen geschult, die zum Beispiel in Teichen zeigen, wie viele Molche darin leben. „Durch die Liebe des Menschen zu Wasser entstehen in unseren Gärten immer mehr Strukturen, die für diese Tiere interessant sind“, sagt Paill. Biotope und Schwimmteiche sind gute Lebensräume für Molche, Frösche und Kröten. Und Heckenzäune oder Steingärten sind bei Eidechsen und Blindschleichen beliebt. Doch der menschliche Einfluss kann auch schlecht für die – meist gefährdeten – Amphibien und Reptilien sein. „Für Arten, die einen weiten Lebensraum brauchen, sind Barrieren wie Straßen und Zäune natürlich negativ“, sagt Paill.

Im aktuellen Projekt sollen diese Faktoren genau erhoben werden: Welche Strukturen sind für Artenreichtum sinnvoll, wo haben die Tiere eher Probleme? Dezimiert die Jagd von Hauskatzen das Reptilienvorkommen? „Und wir wollen auch wissen: Welche Konkurrenz tritt auf? Wie wirkt sich starker Fischbesatz im Gartenteich auf die Amphibien aus?“ Eine Empfehlung von Paill an Teichbesitzer: „Damit sich Molche, Frösche oder Kröten entwickeln können, sind Verlandungszonen wichtig. Das sind seichte Randbereiche, die sich schneller erwärmen und wo die Fische nicht hinkommen.“ (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2015)

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