Schnelle Übersicht mit Fotos von Drohnen

Vernetzte Systeme. Klagenfurter Forscher lassen Gruppen von Flugobjekten starten, die autonom steuern.

„Wir wollen etwas wie Google Earth realisieren, eine Übersicht der Erde aus der Luft: aber mit hoch auflösenden und aktuellen Bildern für kleine Bereiche“, sagt Bernhard Rinner vom Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme der Uni Klagenfurt. Sein Team arbeitet seit 2008 mit Mikrodrohnen, das sind unbemannte Fluggeräte, die etwa ein Kilogramm wiegen, weniger als einen Meter breit sind und mit einem Akku 15 bis 45 Minuten fliegen können.

Ziel der Forschungen sind schnelle Übersichtsbilder aus der Luft, die man zum Beispiel bei Katastropheneinsätzen braucht. Gefördert vom Klagenfurter Forschungscluster Lakeside Labs lassen die Forscher kleine Gruppen von Drohnen zu Testzwecken starten. Die Forscher nennen die Fluggeräte übrigens nicht Drohne, sondern UAV, also Unmanned Arial Vehicle. „Bis zu fünf UAVs haben wir schon gleichzeitig gestartet. Sie fliegen autonom, ohne dass jemand am Boden die Geräte manuell steuern muss“, erklärt Rinner.

Gegenteil von Autodrom

Das heißt, die Geräte kommunizieren untereinander, damit es zu keinen Kollisionen kommt. „Je näher sich die UAVs kommen, umso stärker ist die Abstoßung zwischen ihnen.“ Das Gegenteil von Autodrom-Autos, könnte man sagen.

Der User, der die Fluggeräte losschickt, muss also nur auf Landkarten am Computer den Bereich auswählen, der überwacht werden soll: „Man kann anklicken, welcher Punkt besonders interessant ist und wo man nicht hinfliegen darf, weil dort ein hoher Baum oder Gebäude stehen oder weil dort ein zu intensives Brandgeschehen ist“, sagt Rinner. Und schon startet das Programm mit den Berechnungen der optimalen Flugroute für die einzelnen kleinen Drohnen.

Bild entsteht wie ein Mosaik

Aus der Luft schießen die Fluggeräte dann viele Fotos: mit herkömmlichen Kameras und Infrarot- und Wärmebildkameras, wie man sie aus Nachtsichtgeräten kennt. Zusätzlich sendet jedes UAV seine GPS-Daten zur Bodenstation. „Die Herausforderung war, die Masse an Daten so schnell wie möglich zu guten Übersichtsbildern zu vereinen“, sagt Rinner. Wie in einem Mosaik werden die Bilder nebeneinander und übereinander gelegt: Anfangs sieht man die Umgebung nur grob, doch mit jedem Foto wird das Bild und die Struktur klarer und detaillierter. Die dahinter liegende Technik haben die Klagenfurter Forscher patentrechtlich schützen lassen, heuer im April wurden auch zwei US-Patente erteilt.

Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Schnellen Überblick braucht man bei Waldbränden, großen Verkehrsunfällen oder Erdbebenszenarien. Aber auch Baustellen lassen sich so aus der Luft dokumentieren, ebenso wie der Reifegrad von Früchten auf großen Plantagen. „Wir haben auch bei großen Solarkraftwerken getestet: Mit den Bildern kann man gut erkennen, welche Solarpaneele kaputt sind“, sagt Rinner. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2015)

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