Ticket Gretchen führt direkt zum Kulturgenuss

Wien, Oper
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Technik. Informieren, empfehlen, buchen: Eine mobile App will das gesamte Kulturangebot Europas in einer Anwendung vereinen. Dazu gibt es Fotos, Videos oder Beschreibungen von Theaterstücken, Opern und Konzerten.

Kultur-Ticketing-Systeme sind weit verbreitet. Fast jedes Kulturunternehmen hat ein eigenes Ticketsystem. Für die Betriebe ist das zeit-und ressourcenintensiv, für die Benutzer vor allem mühsam. „Die meisten Ticketing-Apps sind wenig bis gar nicht benutzerfreundlich. Das führt zu großen Absprungraten und weniger Verkauf. Hinzu kommt, dass die meisten Anbieter wie Oeticket Aufschläge verlangen“, sagt Wolfgang Graf, Geschäftsführer des Wiener Start-up-Unternehmens Ticket Gretchen.Der Software-Anbieter hat eine gleichnamige mobile Kultur-Ticketing-App herausgebracht, die den kompletten Prozess von der Erstinformation über die Empfehlung bis zum Ticketkauf abwickelt.

„Ein Schwerpunkt der App ist die Benutzerfreundlichkeit“, erklärt der technische Leiter und Geschäftsführer, Gerald Stockinger. „Viele von uns buchen über Amazon oder booking.com, weil es so einfach ist.“ In drei Schritten führt Ticket Gretchen vom Überblick über das vielfältige Kulturangebot und Empfehlungen bis hin zur einfachen Bezahlung. Das Besondere dabei sind Liveschnittstellen zu den internen Ticketsystemen der Betriebe. Das ermöglicht eine direkte Buchung.

Ebenso werden Fotos, Theaterbeschreibungen und Videos automatisch von den jeweiligen Websites in die App eingebettet. Graf: „Man muss den Benutzern ja zeigen, was für eine Inszenierung eines bestimmten Stückes gezeigt wird. Und das klar, verständlich und auf einen Blick.“

Kundenwünsche kennen

Die App agiert zudem als verlängerter Vertriebsarm für den entsprechenden Kulturbetrieb. Die Benutzer bekommen sozusagen ein Gesicht: Die Kulturunternehmen lernen über Kundendaten mehr über ihre Kunden und können so besser auf ihre Vorlieben reagieren.

Möglich wird das durch Innovationen im Bereich Big-Data-Analytics. Ein von Ticket Gretchen entwickeltes Empfehlungssystem stellt Benutzern personalisierte Angebote und Veranstaltungsempfehlungen zur Verfügung. Das soll Kulturinstitutionen helfen, ihre Besucherzahlen und Ticketeinnahmen zu steigern.

„Zudem schaffen personalisierte Empfehlungen von Kulturexperten oder Freunden einen besseren Zugang zum Thema Kultur, gerade für jüngeres Publikum“, sagt Graf. Er sieht Ticket Gretchen auch als Kulturbotschafterin, um Barrieren zur oft als elitär geltenden Kulturlandschaft abzubauen.

Die App sammelt Verhaltensdaten und „lernt“ bei jeder Benutzung dazu. „Wir wollen, dass bei fünf Empfehlungen mindestens drei relevante Events dabei sind. Damit es spannend bleibt, geben wir aber immer wieder Events hinein, die einen Kontrast bilden“, sagt Graf.

In Kooperation mit der TU Wien wurde ein Algorithmus entwickelt, der eine Prognose über den Verlauf der Besucher- und Finanzauslastung einzelner Produktionen ermöglicht. Diese Daten dienen dazu, Kulturbetriebe mittels gezielt gesteuerter Preispolitik bei der Auslastung und beim Umsatz zu helfen.

Mehr Spielraum für die Kunst

„Ressourcen für Kunst und Kultur werden immer knapper. Größerer finanzieller Spielraum bedeutet auch einen größeren künstlerischen Spielraum. Dadurch wird ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt des vielfältigen europäischen Kulturangebots geleistet“, sagt Graf.

Das 2014 gegründete Unternehmen wird im Rahmen eines Förderprogramms der Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS) mit 195.000 Euro unterstützt. Ziel sei, das gesamte Kulturangebot Europas in der App zu vereinen, so Graf. Noch ist die App auf Wien konzentriert. Berlin und München sind im Gespräch, der südamerikanische Raum hat Interesse bekundet. Graf: „Vielleicht wird die Vision, das Amazon des Kultur-Ticketings zu werden, ja wahr!“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2015)

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