Ein Wiki über die Geschichte Wiens

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Online-Archiv. Mit rund 35.000 Artikeln ist das Wien-Geschichte-Wiki heute das größte Stadtgeschichtslexikon seiner Art. Gezählt wurden seit Start mehr als zehn Millionen Zugriffe. Beitragen kann, wer profundes Wien-Wissen bietet.

Wer war eigentlich Heinrich Lammasch? Wussten Sie, dass die Kennedybrücke über den Wien-Fluss früher Kaiser-Franz-Josephs-Brücke hieß? Und: Wer hätte gedacht, dass mit Johann Strauß Sohn, Richard Wagner und Franz Liszt einst gleich drei berühmte Komponisten in der Weihburggasse wohnten?

Das Wälzen von Lexika, um historische Daten zu finden, ist selbst längst Geschichte. Wer sich schnell, einfach und bequem über die Vergangenheit Wiens informieren will, kann dazu seit rund einem Jahr ein digitales Lexikon, ein sogenanntes Wiki, nutzen. Aktuell umfasst es bereits 34.817 Artikel zu historischen Persönlichkeiten, Plätzen und Ereignissen und ist damit mittlerweile das größte Stadtgeschichte-Wiki der Welt. Als Basis diente das sechsbändige „Historische Lexikon Wien“, verfasst vom langjährigen Archivdirektor Felix Czeike. Für das Wiki wurden alle Einträge digitalisiert. Daneben wächst das digitale Lexikon durch Beiträge, die von jedem kommen können.

Qualität der Beiträge geprüft

Zwar ist das System wie jedes Wiki als offene Informationsplattform angelegt; damit die Qualität stimmt, prüft aber ein Redaktionsteam aus Stadtgeschichtsexperten jeden Beitrag vor der Veröffentlichung. Denn: Akzeptiert werden nur Inhalte, die einem wissenschaftlichen Standard gerecht werden. „Aussagen müssen sachlich formuliert und über Quellen und Literatur belegbar sein“, sagt Christoph Sonnlechner vom Wiener Stadt- und Landesarchiv. Er koordiniert die Plattform gemeinsam mit Kollegen der Wienbibliothek im Rathaus.

Wen weiters interessiert, wie die Stadt etwa im Mittelalter auf Zeichnungen, Lithografien oder Kupferstichen ausgesehen hat, findet 126 historische Ansichten und Stadtpläne oder Vogelschauansichten Wiens online. „Seit Jahresbeginn können sich Private diese auch kostenlos herunterladen“, so Sonnlechner. Alle Stichwörter sind außerdem mit dem Wiener Stadtplan verknüpft. Wer noch mehr sehen möchte, findet in den Beiträgen überdies Links zu Bildmaterial.

Heinrich Lammasch war übrigens ab 1889 Professor für Völkerrecht an der Uni Wien. Von ihm stammt der Entwurf für ein neues Strafgesetzbuch, das allerdings nie Gesetz wurde. Im Ersten Weltkrieg plädierte er für einen Verständigungsfrieden und versuchte eine Eroberungspolitik zu verhindern.

Insgesamt gibt es bei Porträts von historisch bedeutsamen Frauen noch inhaltlichen Aufholbedarf: Insgesamt 14.366 Personen werden im Wien-Wiki vorgestellt, davon sind 12.768 Männer und nur 1336 Frauen. (gral)

Zum Wien-Wiki: www.geschichtewiki.wien.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2015)

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