Hat Homosexualität ihre Ursache in der Epigenetik?

File photo of people marching in the annual NYC Gay Pride parade in New York City
File photo of people marching in the annual NYC Gay Pride parade in New York City(c) REUTERS
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Eine Zwillingsstudie an Männern bestärkte die alte Vermutung, wonach die Epigenetik bei der sexuellen Orientierung mitspielt.

„I'm on the right track, baby, I was born that way.“ Mit dem Song warb Lady Gaga 2011 für vielfältigste Lebensformen, er wurde zur Hymne von Homosexuellen, die ihre sexuelle Orientierung für so natur- oder gottgegeben halten wie andere Orientierungen auch, „cause God makes no mistakes“ (Lady Gaga). Aber 2011 war noch nicht entschieden, was an Homosexualität Natur ist oder Umwelt – Erziehung etwa –, oder freie Entscheidung.

Zwar machte 1993 eine Studie weltweit Schlagzeilen, die eine Region im Genom identifiziert haben wollte, in der „Schwulengene“ sitzen. Aber gefunden wurden solche Gene nie, und gegen ihre Existenz sprach vor allem eins: Bei manchen eineiigen Zwillingen – also solchen mit völlig identischen Genomen – ist der eine Bruder heterosexuell, der andere homosexuell, bei Frauen gilt das Gleiche. Deshalb postulierte William Rice (UC Santa Barbara) 2012, der Unterschied liege nicht in den Genen, sondern in ihrer Regulierung durch Epigenetik: Die sorgt mit allerlei Mitteln, etwa dem Anhängen von Methylgruppen, dafür, dass strukturell identische Gene ganz unterschiedlich aktiv sind, das kann auch vererbt werden. Rice vermutete, dass via Methylierung von Müttern und/oder Vätern etwas auf Föten kommt, was die ganz unterschiedlich auf die Umwelt im Uterus reagieren lässt.

Gleiches Genom, andere Aktivität

Bei dieser Umwelt setzte Rice zentral auf das Sexualhormon Testosteron. Das bestätigte sich nicht, aber die Epigenetik spielt mit, darauf deutet zumindest stark, was Tuck Ngun (University of California) auf der Jahrestagung der US-Humangenetiker vortrug: Er hat 140.000 Regionen in den Genomen von 47 eineiigen männlichen Zwillingen auf ihre Epigenetik hin analysiert, bei 37 war ein Bruder homo-, der andere heterosexuell, bei den anderen waren beide homosexuell. Dabei zeigten sich fünf Regionen, deren Epigenetik eng mit der sexuellen Orientierung korreliert (Sciencenow 8. 10.).
Es ist nur eine Korrelation, und die fünf Regionen stellen eher Rätsel – zwei sind Gene im engeren Sinn, eines davon hat mit dem Immunsystem zu tun, ein anderes mit Hirnentwicklung, die anderen produzieren keine Proteine –, zudem ist das Sample klein. Die Konferenz war doch beeindruckt, Rice etwa hält die Studie für „aufregend“ und „längst überfällig“.

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