Eine Wohnung für den Mars

Wiener Architekten haben die erste faltbare Weltraumwohnung mitentwickelt. Die ersten Testbewohner ziehen im April 2016 ein.

So viel Raum wie unbedingt nötig, so wenig wie möglich. Das könnte das Motto des ersten Weltraumhabitats sein, an dem österreichische Wissenschaftler mitgewirkt haben. „Zusammengefaltet passt es in einen Lastwagen oder einen Container“, sagt Barbara Imhof, Geschäftsführerin der Liquifer Systems Group. Noch nie zuvor gab es eine faltbare Weltraumwohnung. Das erleichtert den Transport, auch ins All. Aber auch für Europa ist das eine Premiere: Es ist das erste europäische Weltraumhabitat, das gebaut wird.

Genutzt werden könnte das 28 Quadratmeter große Habitat für Missionen zu Mond oder Mars oder auch für Astronautentrainings auf der Erde. Platz ist für zwei Personen. Neben einer Küche gibt es einen Schlaf- und einen Arbeitsbereich. Wird es zu eng, kann man an andere Habitate andocken.

Wie wir künftig leben wollen

Es habe sie schon immer interessiert, wie man in Zukunft leben wird, sagt Imhof. Daher absolvierte die promovierte Architektin auch einen fächerübergreifenden Lehrgang für Weltraumwissenschaften. Denn wenn es um das All geht, arbeiten viele Disziplinen zusammen: im aktuellen EU-Projekt Shee (Self-Deployable Habitat for Extreme Environments) etwa Ingenieure, Informatiker und eben Architekten. Beim Zusammenleben auf engem Raum gehe es freilich nicht nur darum, dass alles technisch funktioniert. „Auch die Frage, wie wir wohnen wollen, spielt eine Rolle“, so Imhof, die unter anderem für das Design des Schalenbaus aus Kohlenstofffasern zuständig ist. Die französische Firma Compagnie Maritime sorgt dafür, dass die Versorgung mit Sauerstoff oder der Druck im Innenraum passt.

Der Prototyp steht derzeit für erste Tests bei der International Space University (ISU), die das Projekt koordiniert, im französischen Straßburg. Im April 2016 wird die Wohnung zusammengefaltet und ins spanische Bergbaugebiet Rio Tinto transportiert. Dann sollen die ersten Testbewohner einziehen. (gral)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2015)

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