Würfeln mit Quanten auf den Kanaren

Physiker verschränkten Photonen über zwei Inseln.

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf der Insel La Palma und spielen Würfelpoker. Auf der Insel Teneriffa, über 140 Kilometer entfernt, liegt auch ein Würfel. Dieser hüpft von selbst – immer, wenn Sie würfeln. Ihr Würfel und der weit entfernte zeigen jedes Mal die gleiche Augenzahl. „Spukhafte Fernwirkung“ nannte Albert Einstein diese Verschränkung von zwei Teilchen, die in der Quantenphysik auftritt. Die verschränkten Objekte sind freilich nicht so groß wie Spielwürfel, sondern Elementarteilchen (Quanten) wie das „Lichtteilchen“ Photon.

Heimische Physiker um Anton Zeilinger und Rupert Ursin (Uni Wien und ÖAW) sind weltweite Vorreiter bei Experimenten mit verschränkten Teilchen über weite Strecken: Manche sprechen von Teleportation oder populärer von Beamen.

Sie wollen in den Experimenten mehr über die Quantenphysik erfahren und denken an handfeste Anwendungen: etwa an absolut abhörsichere Verschlüsselungen von Daten, die auf verschränkten Teilchen basieren.

Quanteninternet bis ins All

Auch das Quanteninternet, ein Datennetzwerk der Zukunft, braucht Verschränkungen. Doch bisher gelang es nicht, eine Verschränkung von A nach B zu bekommen. Zeilinger und Ursin wählten die Kanaren-Inseln La Palma und Teneriffa für das Experiment und schafften es erstmals, zwei Photonen hier und zwei Photonen dort so zu bearbeiten, dass sich sogar jene Photonen verschränkten, die überhaupt keine „gemeinsame Geschichte“ hatten.

„Wir haben quasi zwei Würfel hergestellt, die sich gleich verhalten, aber niemals miteinander interagiert haben“, sagte Ursin zur APA. Die Physiker wollen diese Errungenschaft sogar ins All schicken und verschränkte Zustände bis zu Satelliten übertragen. (APA/vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2015)

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