Fettleibigkeit II: Schlankwerden mit Bakterien?

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�bergewicht(c) APA/dpa-Zentralbild/Waltraud Gru (Waltraud Grubitzsch)
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Die Darmflora kann im Körper die Bildung von braunem Fett anregen, das Energie verschleudert.

Eine der größten Hoffnungen im Kampf gegen die „Epidemie der Fettleibigkeit“ (Weltgesundheitsorganisation WHO) ist das Fett. Nicht jedes natürlich, sondern das braune Fett. Das uns vertraute weiße Fett speichert Energie, das braune verschleudert sie, setzt das chemisch Gespeicherte vor allem in Abwärme um. So halten Babys ihre Temperatur, mit dem Älterwerden ändert sich das, wir wärmen uns mit den Muskeln, die wir ganz unbemerkt leicht bewegen. Lange vermutete man, dass Erwachsene überhaupt kein braunes Fett mehr haben, inzwischen weiß man, dass es doch da ist bzw. aktiviert werden kann, etwa durch körperliche Aktivitäten – oder durch Frieren.

Dafür sorgt der Körper selbst. Aber nun zeigt sich, dass auch die Darmflora mitspielt, zumindest bei den Testmäusen, deren Käfige Mirko Trajkovski (Genf) zehn Tage lang auf sechs Grad herabkühlte. Die Darmflora reagierte mit veränderter Zusammensetzung, und die aktivierte in den Mäusen braunes Fett, das brachte Gewichtsabnahme. So wirkte diese Darmflora auch, wenn sie in Mäuse verpflanzt wurde, die im Warmen lebten (und selbst zuvor überhaupt keine Darmflora hatten). Aber: Nach sechs Wochen legten die Tiere wieder Gewicht zu: Die Darmflora hatte auch dafür gesorgt, dass der Darm bzw. seine Oberfläche größer wurde und mehr Nahrung aufnahm. Zentraler Spieler – und neuer Hoffnungsträger gegen Fettleibigkeit – ist das Bakterium Akkermansia muciniphila: Das schwindet in der Kälte stark. Versorgt man die Mäuse dann damit, wird der Darm nicht vergrößert, und die Tiere bleiben schlank (Cell 3. 12.). (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2015)

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