Kleine Äffchen in Vietnam sparen im Winter Energie

Zoologie. Ungewöhnlich: Winterschlaf bei Primaten.

Winterschlaf ist für viele Tiere eine Energiesparmethode, wenn Nahrung in der kalten Jahreszeit knapp ist. Die Körpertemperatur sinkt stark ab, Atmung und Herzschlag verringern sich, die Verdauung ruht. Bei Affen war dieses Verhalten bisher kaum bekannt, nur bei drei Lemurenarten auf der afrikanischen Insel Madagaskar: In der Trockenzeit im Winter der Südhalbkugel von Juni bis Oktober sparen sie so Wasser.

Forscher der Vet–Med-Uni Wien fanden nun erstmals winterschlafende Primaten außerhalb Madagaskars: Die Zwergloris – nur 20 Zentimeter groß und nachtaktive Baumbewohner – aus Vietnam, Kambodscha, Laos und China gehören wie die Lemuren zu den Feuchtnasenaffen. (Menschen und Menschenaffen sind Trockennasenprimaten).

In einem Primatenreservat in Vietnam untersuchte das Team die Körpertemperatur von fünf Zwergloris im Herbst, Winter und Frühling. „In Vietnam gibt es deutliche Jahreszeiten: Die Temperatur kann im Winter auf fünf Grad sinken“, sagt Thomas Ruf vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Vet-Med-Uni Wien. Sowohl Männchen als auch Weibchen der Zwergloris hielten bei tiefen Temperaturen Winterschlaf, aber nie länger als 63 Stunden.

Winterschlaf und Evolution

Ruhephasen, die mit Abkühlung der Körpertemperatur einhergehen und mehr als 24 Stunden dauern, werden als Winterschlaf bezeichnet. „Bei Zwergloris hat man schon länger beobachtet, dass sie tagelang inaktiv sein können. Dass es sich um echten Winterschlaf handelt, haben wir erst jetzt herausgefunden“, so Ruf.

Das Ergebnis werfe ein neues Licht auf die Evolutionsbiologie: „Möglicherweise ging der Winterschlaf als Überwinterungsstrategie bei anderen Primaten in Afrika, Asien und Amerika im Lauf der Zeit verloren.“ (APA/vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2015)

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