Putin leidet an „Pistolenhelden-Gang“

Wladimir Putin
Wladimir PutinReuters
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Russlands Präsident schlenkert den rechten Arm kaum. Hat er Parkinson? Nein

Medizinisch geschulten Augen, die den russischen Präsidenten beim Schreiten zusehen – man kann ihn ausgiebig auf roten Teppichen beobachten –, ist schon lange aufgefallen, dass an diesem so sportlich durchtrainierten Körper etwas nicht stimmt: Der rechte Arm wird nicht recht geschwungen, er bleibt eher eng an den Körper gepresst.

Leidet Wladimir Putin etwa an Parkinson, eine solche Bewegungsstörung kann ein frühes Zeichen sein? Nein, winken Neurologen um Bastiaan Bloem (Nijmwegen) ab: Putin zeigt ansonsten keinerlei Anzeichen von Parkinson, weder beim Judo – schwarzer Gürtel! – noch beim Schwimmen, da holt er mit beiden Armen gleich kräftig aus. Auch Schriftliches bringt er rasch zu Papier, mit der rechten Hand. Man schließt daraus, dass er Rechtshänder ist, auch wenn er seine Uhr rechts trägt. Die Neurologen sehen den Grund darin, dass die Uhren so unförmig groß sind, dass ihr Aufzug an der Linken in das Handgelenk stechen würde.

Wo kommt also die wunderliche Reglosigkeit des rechten Arms her: „Beim Bewegen ist es absolut notwendig, die Waffe an der Brust oder in der rechten Hand zu halten.“ So steht es in einem alten Handbuch des KGB, die Neurologen haben es irgendwo ausgegraben. Und Putin verbrachte seine Lehrjahre beim KGB: „Wir vermuten, dass dieses neue Geh-Muster, das wir ,Pistolenhelden-Gang‘ nennen, von militärischem Training beim KGB oder sonstwo kommt“, schließen die Forscher, sie kennen den Gang aus dem Kino, Cowboys gehen oft so (BMJ 14. 12.).

Damit sind die Forscher nicht zu Ende, sie müssen noch etwas erklären: Auch Dmitrij Medwedjew, Russlands Ministerpräsident, hat die seltsam zurückhaltende bzw. zurückgehaltene Armbewegung, auch zwei frühere Verteidigungsminister haben sie. Die hatten immerhin mit dem Militär zu tun, Medwedjew hat keine einschlägige Ausbildung. Offenbar will er auftreten wie sein Chef, viel deutet daraufhin, dass er sich coachen hat lassen, so zu klingen und auszusehen wie Putin: „Er äfft Putins Macho-Gang nach“, diagnostizierte ein Journalist 2008, die Neurologen schließen sich an: „Es ist das ,Imitiere-den-Boss-Phänomen‘“. Unter dem leidet nicht nur Medwedjew, auch der weitere Hofstaat trägt etwa die Armbanduhr mit Vorliebe rechts.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2015)

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