Kinder und Hunde im Stresstest

Kinder mit Bindungsstörung streicheln Hunde weniger.

Die Anwesenheit eines Tieres im Raum wirkt unterschiedlich auf Menschen: Manche fürchten sich, werden gestresst. Andere werden ruhiger. Verhaltensforscher der Uni Wien um Kurt Kotrschal und Manuela Wedl untersuchten nun, wie Therapiehunde das Stresslevel von Kindern mit Bindungstörungen beeinflussen.

Im Gegensatz zu „sicher gebundenen“ Kindern, die bei Angst und Stress die Nähe einer vertrauten Bezugsperson suchen, ziehen sich „unsicher-vermeidend gebundene“ Kinder zurück, wenn sie gestresst sind: Sie haben ungünstige Erfahrungen mit Bezugspersonen gemacht. Auch Kinder mit „desorganisierter Bindung“ (das sind alles Fachausdrücke der Psychologie) können kein stabiles Verhaltensmuster zur Bindungsperson aufbauen.

Im Experiment wurden Buben zwischen sieben und elf Jahren mit unsicher-vermeidender und mit desorganisierter Bindung zu Schreib- und Rechentests gebeten. Die Stresssituation entsteht, da fremde Erwachsene aufpassen. In Speichelproben wurde das Stresshormon Kortisol gemessen. Ein Therapiehund diente jeweils zur emotionalen Unterstützung.

Wie mit Mensch, so mit Tier

Obwohl die Konzentration des Stresshormons bei allen ähnlich war, zeigten sie Unterschiede im Verhalten: Die unsicher-vermeidend gebundenen Kinder suchten weniger Körperkontakt zum Hund. Die Kinder mit desorganisierter Bindung sprachen mehr mit dem Tier und streichelten es öfter. Diese Buben kommunizierten auch mehr mit den anwesenden Erwachsenen.

„Die Interaktionsbereitschaft mit dem Hund zwischen den Kindern unterschied sich genau so, wie es aufgrund ihres Bindungsmusters, das sie zu primären Bezugspersonen aufgebaut hatten, zu erwarten war“, so Manuela Wedl. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2015)

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