Wie man aus Abwasser Dünger macht

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DER WIENER KANAL(c) APA (Georg Hochmuth)
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Recycling. Asche von verbranntem Klärschlamm könnte schon bald als Rohstoff für Dünger dienen. Derzeit muss man Phosphor noch aus anderen Erdteilen importieren.

In der Natur ist es ein relativ einfacher Kreislauf: Pflanzen nehmen Phosphor als Nährstoff aus dem Boden auf, Tiere oder Kleinorganismen essen diese Pflanzen, sie scheiden den Phosphor aus, und dadurch werden die Pflanzen wieder gedüngt. „Früher wurden auch menschliche Ausscheidungen direkt auf die Felder gebracht“, sagt Arabel Amann von der TU Wien. „Da heutige Abwässer aber noch viele andere Stoffe enthalten, ist es etwas komplizierter.“

Denn im Klärschlamm von Städten findet man etwa auch Schwermetalle oder Spuren von Medikamenten. Sogar Hormone aus Verhütungsmitteln können nachgewiesen werden. Den Klärschlamm direkt als Dünger einzusetzen, wie es weltweit noch häufig passiert, ist daher problematisch.

Die Umwelttechniker Amann und Lukas Egle sind Teil eines Forschungsteams am Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft der TU Wien. Es entwickelt und bewertet Verfahren, mit denen Phosphor sauber aus dem Klärschlamm geholt werden kann. Über einen Umweg sollen die menschlichen Ausscheidungen also wieder Pflanzen zugutekommen. Und eine Studie des Teams zeigt: Mit Klärschlamm aus österreichischen Kläranlagen ist das durchaus möglich.

Als besonders effizient haben sich Verfahren erwiesen, für die Asche von verbranntem Klärschlamm verwendet wird. Amann hofft, dass die heimische Phosphorindustrie diese Asche zukünftig als Rohstoff nutzen kann.

Kein Phosphor in Österreich

Österreich ist momentan nämlich komplett auf Importe aus anderen Erdteilen angewiesen. Denn Phosphor wird als Mineral abgebaut, und große Lagerstätten gibt es nur in Marokko, China, Jordanien, Südafrika und den USA.

Nach jahrzehntelangem intensiven Abbau verschlechtert sich die Qualität des Minerals weltweit: So hat es etwa in manchen Abbaugebieten einen immer höheren Uran- oder Cadmiumgehalt. Den Rohstoff müssen die Hersteller dann noch intensiv bearbeiten, damit er zu Dünger wird.

„Wenn wir Phosphorquellen aus dem Inland, wie Klärschlammasche, nutzen, können wir damit Nährstoffkreisläufe wieder schließen. Die Versorgung wäre dann auch viel sicherer und nachhaltiger“, sagt Amann. Mit dem Phosphor, der im Klärschlamm enthalten ist, könne man hierzulande derzeit rund 50 Prozent der Düngerimporte ersetzen, ergänzt Egle.

Und die Verfahren sind inzwischen so weit entwickelt, dass einige von ihnen bereits wirtschaftlich betrieben werden könnten. Dazu brauchte es in Österreich allerdings noch eine entscheidende Änderung: Der Klärschlamm müsste gesondert verbrannt werden, damit der Phosphorgehalt möglichst hoch bleibt.

Egle reicht das aber noch nicht: Denn es gebe noch andere inländische Phosphorquellen – wie Tiermehl. Damit könne man insgesamt sogar gut 90 Prozent des heimischen Bedarfs abdecken. (pe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2016)

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