Michelangelo litt böse, vor allem an Arthrose

(C) Hans Weingartz - Übertragen aus de.wikipedia nach Commons durch Ireas
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Hammer und Meißel hielt der Künstler bis zuletzt in Händen, die vor Schmerz das Schreiben verweigerten.

„Selbst der größte Künstler hat keinerlei Konzept,/das ein einzelnes Stück Marmor nicht selbst enthält im Übermaß./Doch nur eine Hand, die dem Geist gehorcht, kann es entdecken.“ So steht es in einem Sonett von Michelangelo, dessen Hände so viel aus Gestein herausholten wie die keines anderen. Und das bis zuletzt: 1564 legte er, im Alter von fast 89 Jahren, erst sechs Tage vor seinem Tod Hammer und Meißel aus den Händen. Wie er beide zuvor noch halten konnte, ist ein Rätsel, es muss unsägliche Mühe gemacht haben, einen Schreibstift konnte er schon lang nicht mehr halten, er beklagte es 1563 in einem Brief: „Meine Hand weigert sich zu schreiben. Ich werde in Zukunft deshalb andere für mich schreiben lassen und nur noch selbst unterzeichnen.“

Als er noch selbst schreiben konnte, tauchte in einem Brief die Selbstdiagnose „Gicht“ auf, er litt auch an „Nieren- und Harnsteinen, der Last vieler alter Menschen“, sie können beide mit Gicht einhergehen. Das ist auch die klassische Diagnose, die Ärzte unserer Zeit stellen. Sie stützen sich auf Schmerzen am Knie und auf ein Bild von Raffael, die „Schule von Athen“, dort ist Michelangelo porträtiert, mit einem nacktem Knie, man sieht, wie zerschunden und entzündet es ist.

Linskhänder, vom Alter zerschlissen

Zerschunden waren aber eben auch die Hände. Wovon? Nachsehen kann man nicht: Die Herren über Santa Croce in Florenz, wo der Künstler ruht, halten das Grab verschlossen. Aber wieder gibt es Porträts, eines von Jacopino del Ponte, es zeigt den 60-Jährigen, und zwei spätere. An unbedeckter Haut gibt es neben dem Gesicht die linke Hand zu sehen, man kann es als Bestärkung der Vermutung nehmen, Michelangelo sei Linkshänder gewesen.

Das tut zumindest Davide Lazzeri, ein plastischer Chirurg aus Rom, er hat sich die Hände genau angesehen, in der Hauptsache ging es ihm um das Krankheitsbild. Und er sieht an den verkrümmten Fingern und Gelenken nichts von Gicht – dazu gehört Entzündung –, er sieht Arthrose, Gelenkverschleiß (Journal Royal Society Medicine 3. 2.): „Die Diagnose von Arthrose unterstreicht Michelangelos Triumph über seine Gebrechen, da er bis zu seinen letzten Tagen arbeitete. Dieses fortgesetzte und intensive Arbeiten könnte ihm dabei geholfen haben, seine Hände so lang wie möglich zu nützen.“

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