USA: Grünes Licht für „Kinder dreier Eltern“

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Die mitochondriale Gentherapie soll erlaubt werden – allerdings nur an männlichen Embryonen.

Kinder dreier Eltern? Die Formulierung mag überspitzt sein. Doch tatsächlich werden Kinder, die nach der Methode entstanden sind, deren Genehmigung die National Academy of Medicine der USA nun empfohlen hat, Erbmaterial dreier Menschen in sich tragen. In den Zellkernen die „normale“ Kombination der DNA eines Vaters und einer Mutter, dazu in den Mitochondrien – den Kraftwerken in den Zellen – Gene einer weiteren Frau.

Natürlich, die Mitochondrien enthalten nicht viele Gene, nur 37, das ist viel weniger als die Zehntausenden in den Zellkernen. Doch Mutationen in diesen Genen, die ja für die Energiegewinnung der Zellen wichtig sind, können Leiden bringen, Muskel- oder Herzschwächen etwa, aber auch Hirndefekte. (Das Hirn braucht besonders viel Energie.) Wenn man die von solchen Mutationen belasteten Mitochondrien in der Eizelle einer Frau, die Mutter werden will, durch unbelastete Mitochondrien ersetzt, dann erspart das dem Kind diese Leiden.

Das britische Parlament hat dieser Gentherapie schon 2015 zugestimmt, England ist traditionell sehr liberal in der Reproduktionsmedizin. In den USA ist man vorsichtiger: Die National Academy of Medicine empfiehlt der für solche Fragen zuständigen Food and Drug Administration (FDA) zwar, klinische Versuche dieser Methode zu erlauben – allerdings nur an männlichen Embryonen (Nature, 4. 2.)

Nur mütterliches Erbe

Der Grund dafür: Jedes Kind erbt seine Mitochondrien nur von seiner Mutter. Die Mitochondrien in den Samenzellen sind zwar für diese sehr wichtig – schließlich haben sie einen Wettlauf auszutragen –, aber sie werden kurz nach der Befruchtung abgebaut.

Wenn also beim gentechnischen Austausch der Mitochondrien irgendein Fehler passiert sein sollte, wird dieser nicht an die nächste Generation weitergegeben. „Wir wissen nicht, wie es funktionieren wird“, erklärt der Bioethiker Jeffrey Kahn, Vorsitzender des Ausschusses, den die National Academy of Sciences gebildet hat: „Wir haben gedacht, dass es klug ist zu garantieren, dass es nur das Individuum betrifft, nicht zukünftige Generationen.“ Die Einschränkung auf männliche Embryonen sei freilich nur temporär.

Die an der Methode interessierten Reproduktionsmediziner finden den Kompromiss erwartungsgemäß zu restriktiv. Die FDA wird keine generelle Erlaubnis der mitochondrialen Gentherapie aussprechen, jede Klinik, die sie anwenden will, muss extra ansuchen. Entsprechendes gilt in England: Die dort zuständige Behörde hat auch bisher noch keinen positiven Bescheid ausgesprochen. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2016)

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