Lockte der Duft von Leoparden-Urin auch unsere Ahnen?

(c) Clemens Fabry
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Schimpansen können die Furcht vor ihren ärgsten Räubern verlieren.

Nichts fürchten Ratten so sehr wie den Geruch von Katzenurin, selbst Labortiere, die die Gefahr nie fürchten mussten, machen sich eilends davon. Aber manchmal verlieren Ratten ihre Scheu nicht nur, sie werden von dem Duft angezogen wie magisch. Der Zauberer, der dafür sorgt, heißt Toxoplasma gondii und ist ein Parasit, der zwischen Katzen und Nagern pendelt: Im Katzengedärm vermehrt er sich, dann geht er mit den Fäkalien ab, Nager naschen gern daran. Dann muss Toxoplasma wieder in Katzen, deshalb steuert es das Verhalten etwa von Ratten um.

In milder Form tut es das auch bei Menschen, je nach Geschlecht: Infizierte Frauen werden weltoffener und warmherziger, Männer zurückgezogener und misstrauischer. Toxoplasma ist unter Menschen weit verbreitet, es kommt von Katzen und ist hoch gefährlich für Schwangere, aus physiologischen Gründen. Aber sein Einfluss auf die Psyche? Unsere Katzen werden uns schon nicht fressen!

Aber viel größere Katzen waren eine Gefahr für unsere Ahnen in den Wäldern Afrikas, Leoparden. Heute noch sind sie eine enorme Gefahr für unsere Cousins, die Schimpansen, 30 Prozent fallen jährlich diesen Räubern zum Opfer. Und sie lassen sich vom Duft verleiten, wenn sie Toxoplasma im Leib bzw. Gehirn haben, Clémence Poirotte (Montpellier) hat es getestet, sie hat 33 Schimpansen, die halb frei in Gabun leben, Urinproben vorgelegt, von Menschen, Tigern, Löwen und Leoparden (Current Biology 8. 2.): Auf den Duft der Leoparden reagierten die Schimpansen mit neugierigem Schnüffeln. Der von Menschen interessierte sie nicht, und auch nicht jener der Raubkatzen, die es bei ihnen nicht gibt. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2016)

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