Forschung: Wenn ein Orang-Utan eine Tötung beauftragt

Neuer Orang-Utan im K�lner Zoo
Neuer Orang-Utan im K�lner Zoo(c) APA/dpa/Henning Kaiser (Henning Kaiser)
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Wissenschaftler haben erstmals gesehen, dass diese Menschenaffen einander tödlich angreifen.

Zürich. Der Angriff kam überraschend und war brutal: Ein weiblicher Orang-Utan hat auf Borneo (Indonesien) eine Rivalin nicht nur attackiert, sondern auch einen männlichen Menschenaffen animiert, beim Angriff mitzumachen. Das Opfer wurde von den beiden derart schwer verletzt, dass es zwei Wochen später starb.

Es ist das erste Mal, schreiben Forscher der Universität Zürich rund um Anna M. Marzec, dass tödliche Aggressionen bei Orang-Utans beobachtet werden. Zwar würden Kämpfe stattfinden, aber äußerst selten und nicht tödlich.

Bemerkenswert an diesem „Tötungsdelikt“ sei auch, dass das Weibchen das Männchen für den Angriff aktiv rekrutiert habe. Derartige Koalitionen waren bisher nicht bekannt. Demnach sind beide abwechselnd über das Opfer hergefallen, während der jeweils andere den Weg versperrt habe. Als lebensgefährlich haben sich die Bisse des männlichen Orang-Utans erwiesen. Der Fall werfe ein ganz neues Licht auf das soziale Verhalten von Menschenaffen. Weibliche Orang-Utans gelten normalerweise als Einzelgänger, die ihr jeweiliges Revier gut bewachen.

Kind verloren

In dem konkreten Fall hatten sich das Männchen und das jüngere Weibchen gerade gepaart. Sie unterbrach die Paarung, um die ältere Rivalin anzugreifen. Das Männchen wurde als Schläger eingesetzt, eine halbe Stunde währte der Kampf.

Die Forscher glauben, dass Weibchen während ihrer sexuell aktiven Phase einen größeren Einfluss auf die Männchen haben und sie instrumentalisieren können. Hinzu kommt, dass die Jüngere kurz zuvor ein Kind verloren hat. Dem Opfer kam übrigens ein Männchen zu Hilfe, das wohl die Geräusche gehört und zum Tatort gegangen war. (red/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2016)

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