Frosch überlegt: Dein Ei oder mein Ei?

Pfeilgiftfrosch-Weibchen wissen, wo ihre Eier liegen.

Der Pfeilgiftfrosch ist nur zwei Zentimeter klein und wiegt zwei Gramm. Die entzückenden Amphibien werden seit Langem von Wiener Biologen beforscht, sowohl im südamerikanischen Urwald als auch in Terrarien an der Uni Wien. Bei diesen Fröschen übernimmt das Männchen die Brutpflege: Es trägt die Kaulquappen vom feuchten Laub, in das das Weibchen die Eier gelegt hat, huckepack zur nächsten Wasserstelle. Eva und Max Ringler (Vet-Med-Uni und Uni Wien) entdeckten 2015, dass manchmal doch das Weibchen einspringt, um den Nachwuchs vor dem Vertrocknen zu retten. Und zwar dann, wenn das Männchen im Revier nicht mehr auffindbar ist.

Nun war die Frage: Wissen die Frösche, welche Eier bzw. Kaulquappen ihre eigenen sind? Männchen paaren sich in ihrem Revier immerhin mit mehreren Weibchen. In den Terrarien konnten die Forscher beobachten, welcher Frosch welche Kaulquappen ins Wasser trägt. Einmal fanden die Tiere nur ein fremdes Gelege vor, dann ein fremdes und ein eigenes, und im dritten Versuch waren die Orte des eigenen und fremden Geleges vertauscht.

Inneres GPS hilft suchen

Die Männchen trugen alle Kaulquappen, die sie in ihrem Revier fanden, ins Wasser – egal, von wem sie sind. Die Chance, dass in seinem Revier es selbst der Vater ist, ist hoch genug, um das Brutpflegeverhalten auszulösen. Doch die Weibchen sind heikler. Sie nehmen fremde Gelege nicht auf ihren Rücken. Nur im dritten Versuch mit den vertauschten Eiern ließen sie sich täuschen und trugen die fremden Kaulquappen.

Anscheinend merken sich die Weibchen mit einem inneren GPS-Sinn die exakte Stelle der Eiablage. So riskieren sie nicht, fremden Nachwuchs zu retten und den eigenen vertrocknen zu lassen. (APA/vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2016)

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