Neue digitale Werkzeuge für Archäologen

3–D-Techniken könnten auch der Industrie nutzen.

Mehr als 50.000 Bilder, sogenannte Pitoti, sind im norditalienischen Tal Valcamonica in Stein gemeißelt. Im EU-Projekt 3-D-Pitoti erfassten Wissenschaftler aus sieben Ländern in dreijähriger Forschungsarbeit die Gravuren mit neuen Technologien. Ein österreichischer Beitrag kam von der FH St. Pölten: Dort analysierten Medientechniker die hoch aufgelösten Daten, die Archäologen genaue Untersuchungen ermöglichen.

Die große Datenmenge war zugleich die Herausforderung für die Forscher: „Die Auflösung der 3-D-Scans beträgt 0.1 Millimeter, ein Quadratmillimeter der Steinoberfläche wird also durch 100 3–D-Punkte dargestellt“, sagt Markus Seid,. Leiter des Instituts für Creative Media Technologies. Die Wissenschaftler entwickelten daher Rechenverfahren, mit denen sich die Daten deutlich reduzieren lassen.

Alter lässt sich einschätzen

Damit wurde die dreidimensionale Struktur der Steinbilder im Projekt erstmals erfasst. So sind nun auch Muster erkennbar, die früher durch einfaches Abpausen verborgen blieben. Wurde übereinander „gepeckt“, lasse sich auch nachvollziehen, welche Bilder zuerst und welche später graviert wurden, so Seidl.

Darüber hinaus hat er im Projekt eine Methode entwickelt, mit der sich – automatisiert und damit schnell und einfach – eine hohe Anzahl an Bildern mehrerer Fundorte vergleichen lässt. Das hilft Archäologen bei der Einschätzung des Alters. Weil bei Stein eine Altersbestimmung mit der Kohlenstoffmethode nicht möglich ist, ist das ein wertvolles Werkzeug für Archäologen.

Mit den neuen Methoden lassen sich aber nicht nur Kratzer und Risse in historischem Material feststellen: Ähnliche Verfahren könnten etwa bei der Qualitätsprüfung in der Industrie zum Einsatz kommen. (gral)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2016)

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