Raffinierte oder unraffinierte Butter

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Inside A L´Oreal SA Body Shop Store(c) Bloomberg (Chris Ratcliffe)
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Pharmazie. Sheabutter, wichtiger Bestandteil von Naturkosmetika, wird von afrikanischen Frauen gewonnen. Forscher untersuchen den Einfluss der Herstellung auf die Qualität der Butter.

Sheabutter, das aus den Früchten des Karitébaums gewonnene Fett, ist ein begehrter Bestandteil von Naturkosmetika und wird Cremen, Lotionen und Shampoos beigemengt. Das Besondere: Es handelt sich dabei um ein Fett, das die Haut sehr gut aufnehmen kann und das vor allem für die Pflege älterer Haut geeignet ist. Außerdem dringt es tief in die Haut ein. In der Kosmetikindustrie und Pharmazie kann es daher dazu benutzt werden, Stoffe in die Haut zu transportieren.

Nebst der industriellen Produktion wird die Sheabutter heute noch wie vor vielen Hundert Jahren in reiner Handarbeit aus den Samen der Karitébäume durch die Arbeit afrikanischer Frauen gewonnen, die damit ihre Familien ernähren. Sabine Krist, Dozentin für Pharmazeutische Chemie an der Uni Wien, hat sich die unterschiedlichen Herstellungsmethoden der Sheabutter angesehen und den Einfluss davon auf die Qualität des Produkts untersucht.

„Ob raffinierte oder unraffinierte Sheabutter verwendet werden sollte, hängt ganz vom Herstellungsprozess und der Anwendung ab, das können wir so generell nicht sagen“, sagt Krist. „Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle.“ Die Pharmazeutin ist eine Expertin auf dem Gebiet der pflanzlichen Öle und Fette. Im Oktober 2015 erhielt sie den Wissenschaftspreis des Landes Niederösterreich für ihr 2013 erschienenes „Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle“.

Der Duft verrät die Herkunft

Das Neue an ihrer Arbeit: Sie schaut sich nicht nur wie üblich die Fettsäureverteilung an, sondern auch die flüchtigen Verbindungen, also Verbindungen, die verdampfen. „Dazu zählt auch alles, was man riechen kann. Aber eben nicht nur“, so Krist, die damit den „Fingerabdruck“ des pflanzlichen Fetts oder Öls bestimmen kann. Daraus lassen sich die Pflanze, von der das Fett gewonnen wurde, und die dabei eingesetzte Verarbeitungsmethode bestimmen.

Das Problem bei der herkömmlichen Methode, bei der die Fettsäuren analysiert werden, ist, dass viele Fette ähnliche Zusammensetzungen haben und daher nicht eindeutig identifiziert werden können. Sabine Krist konnte das anhand des Waldviertler Mohnöls beweisen. Mohnöl und Sonnenblumenöl haben eine sehr ähnliche Fettsäureverteilung. Daher können sie mit herkömmlichen Analysemethoden nicht eindeutig auseinandergehalten werden. Durch die Messung der flüchtigen Verbindungen gelang es der Pharmazeutin, bereits kleinste Mengen von billigerem Sonnenblumenöl in Mohnöl nachzuweisen.

Doch zurück zur Sheabutter und wie sie gewonnen wird. Von April bis September werden die Nüsse der Bäume geerntet und getrocknet. Um sie bei den hohen Lufttemperaturen haltbar zu machen, werden sie in einem Kessel gekocht oder in Steinräucheröfen geräuchert. Danach werden die Schalen entfernt und die Kerne durch Stein- oder dieselbetriebene Mühlen zerkleinert.

Nach dem Zerkleinern werden die Kerne geröstet. Je nach Röstdauer ist die Sheabutter weiß, gelblich bis schwarz. „Der Röstungsprozess ist sehr wichtig. Dauert er zu lang, gehen wichtige Antioxidantien verloren.“ Dann wird die Butter durch Zugabe von Wasser gewonnen, geknetet, erhitzt und filtriert.

Höhere Qualität, höherer Preis

Wird sie vor dem Export noch raffiniert, werden unerwünschte Rückstände entfernt, es gehen aber auch wertvolle Pflanzenbegleitstoffe, wie Vitamine, verloren. „In nicht raffinierten Butterproben konnten wir Rückstände von Dieselöl nachweisen, was natürlich nicht besonders gesund ist.“

Krists Team will durch die Untersuchung unterschiedlich produzierter Sheabutter herausfinden, wie sich der Herstellungsprozess effizienter gestalten und ein hochwertiges Produkt erzielen lässt. Denn für höhere Qualität können die afrikanischen Frauen auch einen besseren Preis auf dem Markt erzielen. Das Projekt leistet in diesem Sinne auch Entwicklungshilfe.

LEXIKON

Sheabutter wird aus den Samen des Karitébaumes, der im Shea Belt von Senegal bis Uganda wächst, gewonnen. Die Bäume sind erst nach 40 Jahren wirklich ertragreich, wachsen wild und werden bisher nicht in Plantagen gezüchtet. Die Samen werden auch heute noch per Hand von Frauen verarbeitet. In Afrika wird die Sheabutter zum Kochen verwendet wie bei uns das Sonnenblumenöl. Auch in der traditionellen afrikanischen Medizin (TAM) wird sie eingesetzt, zum Beispiel zur Behandlung von Zerrungen und zur Wundheilung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2016)

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