Alles bleibt anders in Alpbach

PG PROGRAMMPR�SENTATION EUROP�ISCHES FORUM ALPBACH 2016 ´NEW ENLIGHTMENT - NEUE AUFKL�RUNG´: FISCHLER
PG PROGRAMMPR�SENTATION EUROP�ISCHES FORUM ALPBACH 2016 ´NEW ENLIGHTMENT - NEUE AUFKL�RUNG´: FISCHLER(c) APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Europäisches Forum.Unter dem Generalthema „Neue Aufklärung“ stehen heuer Veränderung und Vernunft im Fokus. Digitalisierung, Migration und die Zukunft Europas sind Schwerpunkte.

In Alpbach glaubt man noch an die Vernunft. Jedenfalls lautet das Leitthema des diesjährigen Europäischen Forums „Neue Aufklärung“. Forum-Präsident Franz Fischler will es vor allem als Aufruf zum selbstständigen Denken sehen. Gründe dafür, dass dieses „unter geänderten Umständen in einer digitalen Welt“ gefragt sei, gäbe es aktuell jedenfalls genug. Und so zieht sich das Motto wie ein roter Faden zwei Wochen lang durch alle Veranstaltungsformate.

Den Auftakt bildet auch heuer wieder die Seminarwoche, wissenschaftliches Herzstück des Europäischen Forums Alpbach. Ab 17. August versammeln sich rund 700 Stipendiaten im Bergdorf. In 16 disziplinenübergreifenden Seminaren diskutieren sie, begleitet von je zwei Experten, unterschiedliche Perspektiven des Generalthemas.

Skifahren auf dem Dach

Mit den Tiroltagen (20.–21. August) und den Gesundheitsgesprächen (21.–23. August) füllt sich das Dorf dann weiter. Jedoch sollte es heuer weniger eng werden als in den vergangenen Jahren: Der um 9,7 Millionen Euro in nur eineinhalb Jahren errichtete Erweiterungsbau zum Konferenzzentrum wird am 21. August – im Beisein von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker – eröffnet. Durch diesen verdoppelt sich das Angebot an Konferenzräumen.

Die insgesamt 1175 Quadratmeter sind flexibel als große Fläche oder unterteilt nutzbar. Außerdem versprechen die Veranstalter – ob in Vorträgen oder dem auch heuer angebotenen Kulturprogramm – ein besonderes Klangerlebnis durch eine österreichweit einzigartige Tonanlage (siehe Beitrag unten). Damit der Bau ökologisch ist, nutzt man Erdwärme; Fotovoltaik ist in die Frontscheiben integriert. Das Dach werde begrünt und solle im Winter weiter Teil der Skipiste sein, sagt Forum-Geschäftsführer Philippe Narval.

Der Bau ist wohl die sichtbarste Veränderung in Alpbach, eher schleichende gesellschaftliche Veränderungen stehen im Mittelpunkt der geplanten Gespräche. Die Digitalisierung in der Medizin ist etwa Thema bei den Gesundheitsgesprächen. Mit dem US-amerikanischen Immunologen Leroy Hood und Teppo Järvinen vom Uni-Klinikum Helsinki versprechen die Veranstalter zwei Pioniere in diesem Bereich.

Am 24. August treten die heimischen Unis und FH bei den Hochschulgesprächen vor den Vorhang. Zu Gast ist u. a. Wirtschaftswissenschaftlerin Mariana Mazzucato – die Ökonomin plädiert in ihrer Arbeit für eine stärkere Rolle des Staates in der Forschung. Hochkarätig sollen auch die Technologiegespräche (25.–27. August) werden: Erwartet werden u. a. der Präsident der Helmholtz-Gesellschaft, Othmar D. Wiestler, der US-Neurologe Ray Dorsey oder Chemiker Detlef Günther von der ETH Zürich. Koen Lenaerts, Präsident des Europäischen Gerichtshofs, Michael O'Flaherty, Direktor der EU-Agentur für Grundrechte, und Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am Deutschen Bundesgerichtshof, sind bei den Rechtsgesprächen von 28. bis 30. August zu Gast. Mit der Vizepräsidentin der EU-Kommission, Kristalina Georgieva, oder Walter Stevens, Vorsitzendem des Politischen und Sicherheitspolitischen Komitees der EU, sind bei den Politischen Gesprächen (28. bis 30. August) wichtige Persönlichkeiten Europas vertreten – passend zum Wunsch Fischlers, die Rolle Europas in Alpbach zu diskutieren.

Denkwerkzeuge testen

Ähnlich prominent geht es bei den Wirtschaftsgesprächen (30. August bis 1. September) weiter, wo u. a. der EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther Öttinger, spricht. Und zu den Finanzgesprächen (1. bis 2. September) kommt u. a. der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis. „Wir brauchen auch Querdenker“, betonen die Veranstalter.

Um den Diskurs anzuregen, will man in Alpbach jedenfalls neue Denkwerkzeuge präsentieren. Die erwarteten 5000 Teilnehmer und 700 Referenten werden Gelegenheit haben, diese in rund 200 Veranstaltungen auszuprobieren.

LEXIKON

Das Europäische Forum Alpbach wurde nach Kriegsende 1945, ursprünglich als Internationale Hochschulwochen, von Otto Molden begründet. Seither finden jährlich – heuer von 17. August bis 2. September – neben der Seminarwoche verschiedene Gesprächsreihen statt. „Die Presse“ ist Medienpartner der Hochschul-, Technologie-, Rechts- und Wirtschaftsgespräche.

Mehr:www.alpbach.org

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wissenschaft

Der Sound von Alpbach

Tontechnik. Tagsüber Konferenzraum, abends Konzertsaal? Ein intelligentes Klangsystem aus Österreich sorgt dafür, dass sich die Akustik im Alpbacher Erweiterungsbau anhört wie die der Carnegie Hall oder des Wiener Musikvereins.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.