Entdeckung Amerikas: Vinland-Karte ist echt

(c) Archiv
  • Drucken

Rene Larsen, Rektor der Konservatoren der Dänischen Akademie der Künste hat keine Zweifel am Dokument, das die Entdeckung Amerikas durch die Wikinger zeigt: „Es gibt keinerlei Zeichen einer Fälschung“.

"Vinilanda Insula a Byarno reperta et leipho sociis", steht auf der Karte ganz am westlichen Rand der Welt: „Insel Vinland, von den Gefährten Bjarni und Leif entdeckt.“ Die waren Wikinger, und sie kamen als erste (Europäer) nach Amerika, 500 Jahre vor Kolumbus. Um 985 wurde Bjarni Herjolfsson an die Küste verschlagen, später unternahmen er und Leif Eriksson eine Expedition, es ging vor allem um Holz, die Siedler hatten Grönland gerodet, Europa war weit. Sie fanden etwas anderes, „vin“, es lässt sich als „Wein“ deuten, auch als „Weide“, vielleicht beides, generelle Fruchtbarkeit: „Eine milde Landschaft mit Reben und Weizen, der sich selbst sät.“

So steht es in einer Island-Saga, ähnlich steht es in anderen, und dass sie ihren historischen Kern haben, zeigte sich 1960: Auf Neufundland wurden die Reste einer Wikingersiedlung gefunden, seitdem ist der Streit über die Entdeckung Amerikas (für die meisten) beendet. Aber drei Jahre zuvor war bei einem Antiquar in Barcelona etwas aufgetaucht, über dessen Echtheit bis heute debattiert wird, eine Karte von Vinland: die Karte, auf der Bjarni und Leif als Entdecker gewürdigt werden. Sie soll um 1440 entstanden sein – nach den Wikingern, aber immer noch vor Kolumbus –, und sie ist zusammen mit einem Reisebericht eines Franziskanermönchs zu den Mongolen gebunden.

Der ist unstrittig echt. Aber die Karte? Ein Mäzen erwarb sie für die Yale University, die ließ prüfen und erklärte sie für echt. Allerdings geschah das unter Ausschluss selbst der Fachöffentlichkeit, das mehrte die Zweifel eher. Die Karte sieht auch etwas seltsam aus: Ausgerechnet Grönland ist detailliert und als Insel dargestellt – obwohl es auf späteren Karten noch lange als Auswuchs Asiens gezeichnet wurde und die offizielle Erstumrundung Grönlands erst im 19. Jahrhundert gelang –, Skandinavien hingegen ist kaum zu erkennen.

Aber vielleicht kam es den Zeichnern eben auf die Region an: Auch „Vinland“ trifft detailliert Teile der nordamerikanischen Küste. Zudem ist das Pergament aus der fraglichen Zeit, sein Radiokarbon deutet auf 1423 bis 1445. Und im Pergament sind Wurmlöcher, sie ziehen sich quer durch die Seiten, es wurde nichts später hineingeheftet.

Titanoxid in der Tinte

Aber die Tinte! Sie enthält Anatas, eine in der Natur seltene Form von Titanoxid, die erst seit 1923 synthetisiert werden kann. Darin sahen Forscher 2002 „den endgültigen Beweis für eine Fälschung“. Ein Jahr später widersprach eine andere Gruppe: Die damals gängige Eisen-Gallus-Tinte – aus Eisensulfat, Galläpfeln und Gummi arabicum – könne durchaus Anatas enthalten, wenn das Eisen aus dem Eisen-Titan-Mineral Ilmenit gewonnen werde.

Seitdem hat Rene Larsen, Rektor der Konservatoren der Dänischen Akademie der Künste, alles noch einmal geprüft: „Es gibt keinerlei Zeichen einer Fälschung“, berichtete er am Montag auf einem Kartografenkongress in Kopenhagen. Und das Anatas? Dafür hat Larsen eine eigene Erklärung: Es sei vermutlich in dem Sand gewesen, mit dem man die Tinte trocknete.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.