Klare Diagnose mit Videos aus dem Darm

Symptome der Zöliakie werden sichtbar gemacht.

Glutenfrei – das steht auf vielen Lebensmitteln, um Menschen mit Zöliakie das Leben zu erleichtern. Denn Gluten ist fast überall drin, es ist ein Bestandteil der meisten Getreidesorten. Ein Prozent der Bevölkerung ist von Zöliakie betroffen und kann Gluten nicht verarbeiten. Die Proteine lösen eine Entzündung und Schädigungen der Darmschleimhaut aus, was zu Durchfall, Gewichtsverlust, Müdigkeit oder Depression führen kann.

Wichtig ist, die Erkrankung früh zu erkennen. „Gerade im Anfangsstadium ist es aber nicht einfach, die Unterschiede zwischen bestehender und doch nicht vorhandener Zottenatrophie zu erkennen“, sagt Sebastian Hegenbart, Computerwissenschaftler der Uni Salzburg.

Sein Team entwickelt in einem Projekt des Wissenschaftsfonds FWF ein Computerprogramm, das Videobilder aus dem Darm automatisch analysiert. Die Zottenatrophie im Zwölffingerdarm ist eines der ersten Symptome: Die Darmzotten sehen in gesundem Zustand prall aus wie die Zotten der Anemonen-Koralle aus dem Film „Findet Nemo“. Durch Zöliakie fallen die Zotten zusammen und ähneln einer Kraterlandschaft.

Kraterlandschaft der Zotten

Wird eine Biopsie durchgeführt, also Gewebeproben genommen, ist das einerseits belastend für den Patienten. Noch dazu könnte dabei eine gesunde Stelle erwischt werden, obwohl rundherum Kraterlandschaft herrscht. Das neue Videosystem soll anhand der Bilder von einem Endoskop, das über den Magen eingeführt wird, kranke von gesunden Darmzotten unterscheiden.

In Tests an Bildmaterial aus dem St. Anna Kinderspital lag die Trefferquote bei 90 Prozent, nun werden die mathematischen Modelle noch optimiert. Für den klinischen Einsatz gibt es bereits Endoskophersteller als Interessenten. (vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2016)

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