Klimawandel lässt die Erde ergrünen

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In den vergangenen 33 Jahren gedieh durch CO2 frisches Grün im Ausmaß der doppelten Fläche der USA.

Die Gehalte des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) steigen und steigen, vor der industriellen Revolution lagen sie bei 280 ppm (Teilchen pro Million), 2015 erreichten sie 400. Der Grund ist klar, er liegt im Verbrennen fossiler Energieträger, die Folgen sind es weniger. Schon bei der zentralen Sorge, jener vor der Erwärmung, ist vieles wenig gewiss, etwa die Klimasensitivität. Die gibt an, um wie viel Grad die Temperaturensteigen, wenn der CO2-Gehalt der Atmosphäre sich verdoppelt, es gibt nur Schätzwerte. Bei den gemessenen Werten steht es kaum besser: Seit zwei Jahren wird unter Klimatologen gestritten, ob die Erwärmung seit 1998 noch vorangeschritten ist oder nicht.

Aber CO2 ist nicht nur Treibhausgas, es sorgt auch für eine Versauerung der Gewässer, das ist die zweite Sorge, auch hier liegen die Dinge nicht so einfach, dass sich alle die, die Häuser und Schalen aus Kalziumkarbonat bauen, in saurerem Wasser schwertun. Und dann ist CO2 noch etwas: Nahrung bzw. Dünger für Pflanzen. In manchen Gewächshäusern wird Erdgas verbrannt, um CO2 erst in die Luft und dann in die Pflanzen zu bringen.

Hauptgrund: Düngung

Und im großen Gewächshaus Erde? Da hat ein internationales Team um Zaichun Zhu (Peking) das Gedeihen aus Daten herausgerechnet, die Satelliten über 33 Jahre geliefert haben. Von 1982 bis 2009 haben sie die Reflexion von Infrarotlicht gemessen, sie zeigt die Dichte der Vegetation. Und die bzw. die Biomasse hat in bis zur Hälfte der von Pflanzen bewachsenen Regionen der Erde zugenommen, enorm: Um 0,068 Quadratmeter Grün pro Quadratmeter bewachsene Erde im Jahr (Nature Climate Change 25. 4.).

Enorm? Zhu übersetzt das so: „Das von uns berichtete Ergrünen über die vergangenen 33 Jahre ist äquivalent mit einem zusätzlichen grünen Kontinent von der doppelten Fläche der USA: 18 Millionen Quadratkilometer.“ Den größten Beitrag – 70 Prozent – leistet das CO2als Dünger, die Erwärmung trägt acht Prozent bei – früher unwirtliche Flächen werden bewachsen –, der Rest kommt von verschiedensten Eingriffen des Menschen, der Düngung mit Stickstoff etwa.

Die Konsequenzen sind wenig klar: Mehr Vegetation heißt, dass mehr CO2 aus der Atmosphäre geholt, die Erwärmung also gebremst wird. Aber Koautor Philippe Ciais (Gif-sur-Yvete) warnt vor allzu viel Vertrauen in das Anhalten des Düngeeffekts; Aus Experimenten weiß man, dass er sich im Lauf der Zeit verkleinert. (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2016)

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