Gelsen: Vier Arten in Österreich, die nicht heimisch sind

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Der Parasitologe Hans-Peter Führer erwartet die Ausbreitung der Asiatischen Buschmücke und der Asiatischen Tigermücke in den kommenden Jahren.

Rund 30.000 Gelsen haben Wiener Wissenschafter in den vergangenen zwei Jahren in Ostösterreich im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts gesammelt, die Art bestimmt und auf Erreger untersucht. 31 der insgesamt 46 hierzulande bekannten Stechmückenarten haben sie dabei registriert. Vier davon sind nicht heimisch, wobei sich nur eine Art bereits in Österreich etablieren konnte.

Hans-Peter Führer vom Institut für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien und sein Team haben im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts an 40 Standorten in Ostösterreich von März bis Oktober der vergangenen zwei Jahre Gelsen gesammelt und ihre Art morphologisch und teilweise auch genetisch bestimmt. Zudem wurden die Insekten auf Krankheitserreger überprüft, beispielsweise Fadenwürmer (Filarien), Vogel-Malaria oder Flaviviren wie West-Nil-Virus oder Zika. Die Analysen würden derzeit noch laufen, relativ häufig habe man bisher Vogelmalaria-Erreger und Filarien gefunden, erklärte Führer in einer Aussendung des FWF.

"Anopheles hyrcanus" dürfte andere verdrängen

"'Anopheles hyrcanus' ist in Ostösterreich die einzige invasive Stechmückenart. Das bedeutet: die Art ist etabliert, steht in Konkurrenz zu einheimischen Arten und dürfte diese verdrängen", sagte Führer. Es gibt noch weitere Anopheles-Arten in Österreich, in Wien sei "Hyrcanus" aber mittlerweile der häufigste Vertreter dieser Gattung, sagte Führer. Weltweit gibt es rund 420 verschiedene Anopheles-Arten, rund 40 davon, darunter auch "Hyrcanus", können in tropischen Gebieten die Malaria übertragen.

Bei den weiteren drei in Österreich bereits nachgewiesenen nicht heimischen, aber noch nicht als etabliert erwiesenen Arten handelt es sich um "Culiseta longiareolata", die Asiatische Buschmücke ("Ochlerotatus japonicus japonicus") sowie die Asiatische Tigermücke ("Aedes albopictus"). Während "Anopheles hyrcanus" in Österreich schon etabliert ist, sei "Culiseta longiareolata" (für beide gibt es keinen deutschen Namen) noch relativ selten, sagte Führer. Beides seien aber mediterrane Arten und könnten so am ehesten vom Klimawandel profitieren.

Mit Importen wurde die Asiatische Buschmücke nach Österreich eingeschleppt. Aus ähnlichen Klimabedingungen kommend, z.B. Japan, kann sie sich nach Angaben des Experten in Österreich leichter etablieren als die aus Südostasien stammende Asiatische Tigermücke, die dabei noch Probleme habe. Wie gut sich die Asiatische Buschmücke tatsächlich bereits angesiedelt hat, müsste man noch näher untersuchen, meinte Führer. "Nur weil man sie in zwei aufeinanderfolgenden Jahren in geringer Anzahl gefunden hat, heißt das noch nicht, dass dies wirklich stabile Populationen sind", so Führer.

Asiatische Tigermücke noch selten

Nur in Einzelfällen findet man laut Führer die Asiatische Tigermücke, "in unserer Studie haben wir keine einzige davon nachgewiesen". In Südtirol gebe es aber bereits stabile Populationen der Tigermücke, auch in Frankreich und anderen Ländern habe sie sich etabliert. Das wird durchaus mit Sorge verfolgt, ist diese Art doch ein Überträger von Dengue- und Chikungunya-Fieber. Solange die Tigermücke in Österreich aber keine stabile Population habe, sei Dengue oder Chikungunya genauso wie Zika "kein Thema".

Führer erwartet aber "eine Ausbreitung der Asiatischen Buschmücke und der Asiatischen Tigermücke in den nächsten Jahren in Ostösterreich". Den dringlichsten Handlungsbedarf sieht er aber vorerst darin, "überhaupt zu erfassen, welche Stechmücken in Österreich heimisch sind und sich nicht nur auf potenziell invasive Arten zu konzentrieren".

Im Zuge des Forschungsprojekts haben die Wissenschafter kürzlich auch eine Kreuzung zweier nordeuropäischer Hausgelsenformen erstmals in Österreich nachgewiesen. Weil dieser Hybrid im Gegensatz zu den beiden Formen, aus denen er entstanden ist, sowohl Blut von Vögeln als auch vom Menschen saugt, könnte er auch Krankheitserreger vom Vogel auf den Menschen übertragen.

(APA)

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