Furcht und Schrecken, die (letzten) beiden Monde des Mars

(c) REUTERS (NASA)
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Laut Rechnungen hatte er einst viele, durch einen Einschlag entstandene, Satelliten. Phobos und Deimos sind noch übrig.

Zwei Monde umrunden den Mars, sie heißen, wie es sich für Satelliten eines Kriegsgottes gehört: Phobos und Deimos, Furcht und Schrecken. Doch sie sind viel kleiner als der riesige Mond der Erde (3500 Kilometer Durchmesser!), mit Durchmessern von ca. 20 Kilometern, und sie sehen längst nicht so repräsentativ aus, eher wie Erdäpfel als Billardkugeln. Oder wie Asteroiden. Früher hielt man sie auch für eingefangene solche, doch dagegen sprechen ihre Bahnen. Eine alternative Erklärung besagt, dass sie wie unser Mond aus einem gigantischen Einschlag entstanden seien. Dafür spricht eine Landschaft des Mars, das Borealis-Becken. Aber warum sollen sich dabei zwei Monde gebildet haben und nicht nur einer?

Forscher um Pascal Rosenblatt (Brüssel) untersuchten das mit numerischer Simulation, (Nature Geoscience, 4. Juli), sie erhielten folgendes Geschehen: Im inneren Bereich der Scheibe aus Staub und Schutt, wie sie sich bei einem Einschlag bildet, sei zuerst ein großer Mond entstanden. Dessen Gravitation habe bewirkt, dass der dünner verteilte Staub im äußeren Bereich der Scheibe sich zu kleineren Monden verdichtet. Später seien sowohl der große Mond als auch die meisten kleinen Monde der Gravitation des Mars zum Opfer gefallen und in diesen gestürzt.

Wenn dieses Szenario stimmt, sind Phobos und Deimos nur die letzten Überlebenden einer Menge von Marsmonden, die bei einem Einsturz entstanden sind. Das würde erklären, warum ihre Gesteinsformation teils an Asteroiden, teils an den Mars erinnert: Monde, die sich bei einem Einsturz bilden, sind sozusagen Mischwesen aus dem einstürzenden Körper und dem Planeten, das gilt auch für unseren Mond.

Wobei die Tage von Phobos gezählt sind: Er kommt seinem Planeten auf einer Spiralbahn immer näher, in ca. 50 Millionen Jahren wird er entweder auf diesen stürzen oder vorher durch die Gezeitenkräfte zerrissen werden, womit der Mars einen Ring bekommen würde, wie ihn heute der Saturn hat. Sein stiller Bruder Deimos bleibt indessen auf seiner Bahn. Erst in ferner Zukunft werde er dem Mars entfliehen, meinen manche Astrophysiker. Aber wer weiß, was inzwischen noch alles passiert in unserem Sonnensystem . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2016)

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