Wie Stammzellen Krebs auslösen könnten

Themenbild
Themenbild(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
  • Drucken

Wiener Genetiker fanden ein Signal, das die Zellen aussenden.

Die Medizin setzt große Hoffnungen auf Stammzellen, erwartet sich Therapien für so gut wie alle Krankheiten, von Krebs über Herzinfarkt bis Alzheimer und Diabetes. Das Prinzip dieser Therapien ist meist, aus Stammzellen des Patienten im Labor durch Differenzierung ganz bestimmte Körperzellen zu machen und diese dann dem Patienten zu transplantieren – in der Hoffnung, dass die entsprechenden Gewebe dadurch regeneriert werden.

Ein Problem dieser Therapieansätze ist aber: In dem Zellgemisch, das dem Patienten transplantiert werden soll, finden sich meist noch nicht differenzierte Stammzellen. Und diese können Tumore auslösen, das weiß man schon länger. Doch dass sie auch körpereigene Zellen der Patienten zu Tumorzellen umwandeln können, war bisher nicht bekannt.

So ist es aufsehenerregend, wenn Margit Rosner und Markus Hengstschläger von der Medizin-Uni Wien nun eine Erklärung vorschlagen. „Wir konnten zum ersten Mal zeigen, dass die Stammzellen – und zwar sowohl embryonale als auch induzierte pluripotente – ein Signal an ganz normale Körperzellen schicken“, sagt Hengstschläger. Ein chemisches Signal natürlich: ein Protein namens E-Cadherin bzw. dessen lösliche Form, die ins Blut wandern kann. Und Cadherine – die für die Etablierung von Kontakten zwischen Zellen zuständig sind – können auch das Wachstum, das Überleben und die Wanderung von Tumorzellen auslösen.

Diese Arbeit ist gestern in der renommierten Zeitschrift Stem Cells als „Letter to the Editor“ erschienen, so werden besonders eilige Erkenntnisse publiziert. Die Community der Stammzellforscher wird sie gewiss mit Spannung studieren. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.