Wie Granatäpfel (nicht nur) dem Wurm helfen

(c) Clemens FABRY
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Ein bakterielles Abbauprodukt fördert das Recycling von Mitochondrien.

Vom Apfel einmal abgesehen ist keine Frucht so symbolträchtig wie der Granatapfel. Nur die alten Griechen rechneten ihn der Unterwelt zu: Persephone muss ein Drittel des Jahres dort verbringen, weil sie sechs Granatapfelkerne dort gegessen hat. Sonst steht er meist für Leben und Fruchtbarkeit, er symbolisiert die christliche Kirche, Jesus und das göttliche Gesetz, auch im muslimischen Himmel wächst er.

So passt es auch gut, dass etliche medizinische Studien dem Granatapfelsaft gesunde Wirkung bescheinigen, das liegt wohl, ähnlich wie beim Rotwein und bei den Heidelbeeren, an Polyphenolen, die als Antioxidantien wirken.

Ein Polyphenol, das – gebunden in Form von Tanninen, wie sie auch Rotweintrinkern ein Begriff sind – im Granatapfel, aber auch z. B. in Himbeeren vorkommt, ist die Ellagsäure. Sie wird im Darm weiterverarbeitet: zu Urolithinen. Eine diese Verbindungen, die man immer noch Polyphenole nennen darf, das Urolithin A, wurde nun von Schweizer Forschern untersucht, die teilweise für die Firma Amazentis arbeiten, die auf Urolithin setzt. Ihre Ergebnisse sind aber immerhin in Nature Medicine (11. 7.) erschienen, sie bescheinigen der Substanz lebensverlängernde Wirkung – zumindest beim Fadenwurm Caenorhabditis elegans, einem Lieblingstier der Forschung über Lebensdauer und ihre Verlängerung.

Gegen Muskelschwäche im Alter

Wie hilft Urolithin dem Wurm? Es fördert die Mitophagie, den Abbau und das Recycling von beschädigten Mitochondrien. Diese Kraftwerke der Zellen sind besonders für die – energieaufwendigen – Muskeln wichtig; dass funktionsfähige Mitochondrien im Alter immer weniger werden, ist ein Grund für die Muskelschwäche, unter der Tiere und auch Menschen im Alter leiden. In diesem Sinn sahen sich die Forscher in einem zweiten Experiment die Wirkung von Urolithin auf Ratten an: Auch bei ihnen förderte es die Mitophagie, und es verbesserte die Funktion der Muskeln.

Gut, das spricht für Urolithin. Aber reicht es nicht, Granatäpfel zu essen? Nicht unbedingt, meinen die Forscher. Denn für den Abbau der Ellagsäure zu Urolithin brauche es eine ganz bestimmte Mikroflora im Darm, und diese haben nicht alle Menschen. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2016)

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