Die Menopause und das Rätsel des Alterns

Oma mit Enkel - granny with grandchild
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Der Zeitpunkt, zu dem die Fruchtbarkeit endet, und der, zu dem das Leben endet, hängen zusammen. Die Frage ist nur, wie herum.

Der eigenartigste Abschnitt im Leben der halben Menschheit ist die Menopause: Irgendwann zwischen 45 und 55 Jahren endet bei Frauen die Fruchtbarkeit. Aber das Leben geht weiter. Das ist das eine Mirakel: Bei fast allen anderen Säugetieren ist mit der Fruchtbarkeit auch das Leben vorbei, nur bei Orcas und Elefanten ist es wie bei Menschen. Warum das so ist, ist völlig unklar, ein Erklärungsansatz ist die „Großmutter-Hypothese“: Ihr zufolge verhelfen die nicht mehr reproduktionsfähigen Frauen ihren Töchtern zu größerer Reproduktion, indem sie in deren Kinder investieren, Zeit, auch Geld.

Das könnte allerdings nur für einen Teil der Menschheit stimmen: Viele Gesellschaften bzw. Kulturen sind so organisiert, dass die Ältesten nicht Unterstützer der Kleinsten sind, sondern Konkurrenten: Ihre Versorgung geht vor. Und wie alt sie dann werden, die Frauen, hängt nicht nur am Sozialen, sondern auch an der Biologie: Es gibt Hinweise darauf, dass der Zeitpunkt des Eintritts der Menopause mit dem des Eintritts des Todes zu tun hat: Das hat Steve Horvath (UC Los Angeles) nun auch gemessen, mit einem von ihm entwickelten Verfahren, das dem Körper das biologische Alter abliest, es kann vom chronologischen abweichen. Und es zeigt sich in epigenetischen Markern: Mit dem Altern nehmen die Methylierungen der DNA zu. Sie tun das umso rascher, je früher die Menopause einsetzt: Jedes Jahr beschleunigt das Altern der Zellen um sechs Prozent (Pnas, 25. 7.).

„Das hört sich nach wenig an, summiert sich aber“, erklärt Horvath: Eine Frau, die mit 42 in die Menopause eintritt, ist mit chronologischen 50 Jahren ein Jahr älter als eine, die erst mit 50 in diese Phase kommt.

Allerdings gilt dieser Befund nur für Blutzellen – im Speichel zeigt er sich nicht –, und ganz ungeklärt bleibt, was Ursache und was Wirkung ist: Bringt eine frühe Menopause ein rascheres Altern – oder geht ein rascher alternder Körper früher in die Menopause?

Reversibel durch Bluttherapie?

Wie herum auch immer, wenn sie da ist, ist sie irreversibel, allenfalls ihre Folgen können mit Hormonersatztherapien gemildert werden. Aber die Reproduktionsmedizin rast voran: Bei der Jahrestagung der European Society of Human Reproduktion hat Konstantuinos Sfakianoudis, Gynäkologe an einer Fruchtbarkeitsklinik in Athen, berichtet, ihm sei es gelungen, die Menopause rückgängig zu machen, mit Blutplasma, wie man es zur Wundheilung einsetzt. Bei „etwa zwei Dritteln der Fälle scheint die Therapie zu wirken“, bilanzierte Sfakianoudis vorsichtig: Die Menstruation setzte wieder ein (New Scientist, 20. 7.). Alle weiteren Details sind ungeklärt.

(Print-Ausgabe, 27.07.2016)

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