Luftkanäle in das Innere des Bienennests

Riesenhonigbienen errichten eigenes Ventilationssystem.

Die in Indien und Südostasien beheimatete Riesenhonigbiene Apis dorsata schützt sich mit einem einzigartigen Ventilationssystem vor einer übergroßen Erhitzung im Inneren ihrer im Freien erbauten Wabenanlage. Gerald Kastberger vom Institut für Zoologie der Uni Graz, der seit 20 Jahren das Leben der Riesenhonigbienen beobachtet und erforscht, hat nun Einzelheiten zu diesem System der Frischluftzufuhr veröffentlicht.

Honigbienen zeichnen sich dadurch aus, dass sie stets im Kollektiv handeln: vom gemeinsamen Anlegen der Waben bis zur gemeinsamen Betreuung ihrer Königin. Die europäische Honigbiene sorgt in ihrem Bienenkasten bei großer Hitze durch Flügelbewegungen für eine Luftzufuhr.

Die Riesenhonigbiene ist etwa so groß wie die europäische Hornisse. Bei ihren an Bäumen oder Felsen frei hängenden Nestern hat der Grazer Forscher bei der Auswertung von rund 200 Stunden Video- und Infrarotaufzeichnungen kleine Areale an der Oberfläche ausgemacht, die kurzzeitig auftraten und kühler als die Nachbarregionen waren. Je heißer es wird, umso häufiger werden die kühlen Flecken sichtbar.

Sog durch hunderte Bienen

Die kühleren Stellen an der Nestoberfläche sind Endpunkte eines Ventilationssystems und zugleich Eingänge in die Bienentraube. Über diese wird Frischluft zu den Brutzellen im Nestinneren gepumpt. Die Sogwirkung erzeugen Hunderte Bienen: Sie dürften sich, so Kastberger, an gewissen Nestarealen mit ihren Extremitäten von der Wabe wegstrecken. Dadurch vergrößert sich das innere Nestvolumen, was in der Folge zum Druckabfall führt. Die diesbezüglichen Beobachtungen hat Kastberger nun gemeinsam mit weiteren Bienenforschern im Journal „Plos one“ veröffentlicht. (APA/ewi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2016)

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