Langes Leben durch Fett? Ja, durch beiges!

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Auf der Suche nach Strategien gegen die Fettleibigkeit setzt man auf Fettzellen, die Energie verschleudern.

Schmale Kost lässt älter werden und gesünder bleiben. Es zeigte sich 1935 an Ratten, die mit 30 Prozent weniger Kalorien eineinhalbmal so alt wurden, 4,5 statt drei Jahre. Das ist auch bei vielen anderen Tieren so, bei Menschen ist es nicht ganz klar. Aber manches deutet darauf hin, und Mirko Trajkovski (Genf) hat nun einen möglichen Mechanismus identifiziert: Ausgerechnet die verminderte Energiezufuhr führt zu höherem Energieverbrauch, über Signalwege des Immunsystems, die dafür sorgen, dass ein Typ unseres Fettgewebes in einen anderen umgewandelt wird (Cell Metabolism 25. 8.).

Denn wir haben nicht nur das Fett, das Energie speichert – in 50 Gramm 300 Kilokalorien – und uns rundet, es ist weiß und heißt deshalb White Adipose Tissue, WAT. Wir haben auch BAT, Brown Adipose Tissue, das hat Farbe und Namen davon, dass es sehr viele Mitochondrien hat, Zellkraftwerke, in denen chemische Energie verwertet wird. Für gewöhnlich läuft das hocheffizient, aber in BAT sorgt ein molekularer Kurzschluss dafür, dass fast nur Abwärme produziert wird: 50 Gramm BAT verbrennen 300 Kilokalorien. Damit heizen Babys ihre Körper, Erwachsene tun es anders – mit Muskelzucken –, lang vermutete man, sie hätten kein BAT mehr.

Aus weißem Fett dunkles machen

Aber vor 15 Jahren fand man es doch, in kleinen Mengen, und vor fünf Jahren kam noch ein Typ hinzu, beiges Fett, davon haben Erwachsene mehr. Aber auch nicht genug: Angesichts der Epidemie der Fettleibigkeit rückte es ebenso ins Interesse wie das BAT. Man müsste nur WAT in die anderen Typen umwandeln können! Das geht, etwa durch körperliche Bewegung oder Kühle, man kennt auch chemische Signalstoffe. Aber dann muss das beige Fett auch beige bleiben, und das bleibt es auf Dauer nicht, es verwandelt sich in das ungeliebte weiße Fett.

Das tut es via Autophagie: Es frisst Teile von sich selbst, Mitochondrien. Shingo Kajimura (UC San Francisco) hat es bemerkt. Und die zuständigen Gene abgestellt: Das Fett blieb beige und verschleuderte noch mehr Energie (Cell Metabolism 25. 8.). Allerdings hat Kajimuro mit Mäusen experimentiert, und ein Weg zu Menschen, wenn es ihn gibt, ist lang.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2016)

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