Rosetta stürzt auf ihren Kometen

FILES-SPACE-SCIENCE-COMET-EUROPE-ROSETTA
FILES-SPACE-SCIENCE-COMET-EUROPE-ROSETTA(c) APA/AFP/ESA/C. CARREAU (C. CARREAU)
  • Drucken

Die europäische Raumsonde wird am Freitag ihre über zwölfjährige spektakuläre Mission beenden.

Es ist eine der aufregendsten europäischen Weltraummissionen, die am Freitag ihr Ende finden soll: Dann soll die ESA-Raumsonde Rosetta auf den Kometen stürzen, zu dem sie zehn Jahre lang gereist ist und den sie anschließend zwei Jahre lang zu Erkundungszwecken umkreist hat. Vor über zwölf Jahren wurden Rosetta und der Landeroboter Philae auf Expedition zum Kometen 7P/Tschurjumow-Gerassimenko – kurz und salopp Tschuri genannt – geschickt. Rosetta war die erste Raumsonde überhaupt, die einen Kometen über einen längeren Zeitraum begleitet hat, dort gelandet ist und dann auch Messungen auf seiner Oberfläche vorgenommen hat. Die von ihr gelieferten Daten werden die Forscher auch nach Ende der Mission noch lange Zeit beschäftigen.

„Am Vorabend wird Rosetta bereits auf Kollisionskurs zu Tschuri gebracht“, schilderte Wolfgang Baumjohann, Direktor des Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), im Gespräch mit der APA den für Freitag geplanten Vorgang. „Dann wird sie aus einer Höhe von rund 19 Kilometern ganz langsam auf den Kometen, der ja keine Schwerkraft besitzt, niedersinken. Sie kommt mit etwa 90 Zentimetern pro Sekunde, also etwas langsamer als mit Fußgängertempo, herunter.“ Geplant ist die Landung voraussichtlich etwa um 12.40 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Das kann am Freitagmittag am IWF in Graz per Live-Stream mitverfolgt werden. An gleich fünf Instrumenten an Bord der Rosetta hat dieses Institut mitgewirkt.

2014 als Durchbruch gefeiert

Kometen sind für die Wissenschaft deswegen so interessant, weil sich ihr Material seit der Geburt unseres Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren fast nicht verändert hat. Man vermutet, dass Asteroiden, Kometen und Planeten durch die Kollision von Staubpartikeln und ihrem Zusammenwachsen zu immer größeren Objekten entstanden sind.

Als „Breakthrough of 2014“ führte die Mission vor zwei Jahren die Hitliste der zehn größten wissenschaftlichen Durchbrüche in der Zeitschrift „Science“ an, „Nature“ kürte damals auch den Flugleiter, Andrea Accomazzo, zu einem der wichtigsten Forscher des Jahres. Dirigiert wird die Sonde vom Europäischen Raumflugkontrollzentrum (Esoc) in Darmstadt. Wegen der großen Laufzeit der Kommunikationssignale ist allerdings eine direkte Steuerung von der Erde aus nicht möglich. Die Steuerung der Abläufe auf Sonde und Lander erfolgt durch programmierte Sequenzen. Das Team, das sich um das Funktionieren der Instrumente kümmert, ist im Europäischen Weltraumastronomiezentrum (Esac) nahe Madrid stationiert. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.