Auch Ältere sollen Alltag selbst gestalten

Mit mehr Selbstbestimmung steigt die Zufriedenheit.

In Österreich wie auch in den meisten Ländern sind die Begriffe Betreuung und Pflege negativ behaftet und vom Bild des Verfalls dominiert. Von dieser Feststellung ausgehend fordert Gunter Graf vom Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Uni Salzburg eine Änderung der allgemeinen Sichtweise, aber auch mehr Möglichkeiten für die Betroffenen selbst: „Die Zufriedenheit der Älteren ist äußerst wichtig“, so Graf, „davon abhängig ist die Frage ihrer Anerkennung, wie die Gesellschaft über die Lebensphase ihrer alten Mitbürger denkt.“

Gunter Graf ist Hauptautor der Studie „Im Fokus: Gutes Leben. Ethische Aspekte der Betreuung und Pflege betagter Menschen in Österreich“. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Zufriedenheit in der Pflege und Selbstbestimmung die zentralen Faktoren für die Menschen auch dann sind, wenn sie im Alter mit Einschränkungen leben müssen. Wenn sie also Tätigkeiten übernehmen, die sie selbst gar nicht ausführen müssten.

Wohnung versus Pflegeheim

Das betreute Wohnen im eigenen Heim scheint da besser als der ständige Aufenthalt im Heim. Allerdings stellt Graf sofort fest, „dass wir die Absage an ein Altersheim nicht intendiert haben“. Auch Heime könnten ein vielfältiges Spektrum anbieten und die Bewohner einbinden. Am besten wäre aber eine Zwischenlösung, also ein Leben in der eigenen Wohnung mit zusätzlichen Angeboten. Wobei die Frage nach der Finanzierung dieser Lebens- bzw. Wohnform offen sei.

Die Erkenntnisse der Altersstudie und mögliche Umsetzungsstrategien der Selbstbestimmung werden Thema der Tagung „Jung & Alt. Dem Generationenwechsel auf der Spur“ sein, die ab 18. Oktober im Salzburger Bildungszentrum St. Virgil stattfindet. (ewi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2016)

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