Kampf gegen multiresistente Keime: Hilft Tasmanischer Teufel?

Ein Tasmanischer Teufel.
Ein Tasmanischer Teufel.(c) Reuters
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In der Muttermilch vorhandene Peptide töten besonders widerstandsfähige Bakterien ab, darunter solche, die gegen Antibiotika resistent sind.

Im Kampf gegen multiresistente Keime könnten Beuteltiere helfen. Das geht aus neuen Erkenntnissen australischer Forscher hervor. Ein Team der University of Sydney fand heraus, dass die in der Muttermilch des Tasmanischen Teufels vorhandenen Peptide besonders widerstandsfähige Bakterien abtöten - darunter Staphylokokken und Enterokokken, die gegen starke Antibiotika resistent sind.

Multiresistente Keime sind Bakterien, die nicht mit herkömmlichen Antibiotika oder anderen Medikamenten behandelt werden können. Einer kürzlich erschienenen britischen Studie zufolge könnten bis 2050 bis zu zehn Millionen Menschen weltweit an solchen nicht behandelbaren Erregern sterben.

Auch Koalas, Wallabies und Oppossums als Helfer?

Dem Team in Sydney zufolge brachten Untersuchungen von Wallabies und Opossums ähnliche Ergebnisse, außerdem begannen Forschungen mit der Muttermilch von Koalas. Die Erkenntnisse der Wissenschafter wurden im Fachmagazin "Scientific Reports" veröffentlicht.

Tasmanische Teufel und andere Artverwandte tragen ihren Nachwuchs, der mit einem unterentwickelten Immunsystem zur Welt kommt, in ihrem Beutel, bis die Entwicklung abgeschlossen ist. Auch dort befinden sich Bakterien. "Wir glauben, dass dies zu einer Ausbreitung der Peptide bei den Beuteltieren geführt hat", sagte Emma Peel von der University of Sydney, die an der Untersuchung beteiligt war, am Dienstag. Beuteltiere besitzen demnach mehr antimikrobielle Peptide, kurze Eiweißketten, als andere Säugetiere.

Die Forscher stellten nun die Peptide künstlich her, nachdem sie die dafür nötige Sequenz aus dem Erbgut des Tasmanischen Teufels gewonnen hatten. Das Ergebnis: Die Peptide hätten "resistente Bakterien und andere Bakterien getötet". Die Wissenschafter hoffen, dass die Ergebnisse in die Entwicklung neuer Antibiotika einfließen, um multiresistente Keime weltweit besser zu bekämpfen.

Schweizer packen Peptide in Schutzmantel

Indes kommen auch aus der Schweiz ermutigende Nachrichten. Denn die gegen multiresistente Keime wirkenden Peptide haben im klinischen Einsatz bisher versagt: Sie werden aufgrund ihrer Struktur im menschlichen Körper relativ schnell abgebaut und können ihre Wirkung somit nicht entfalten. Forscher der Eidgenössischen Materialprüfungs-und Forschungsanstalt (Empa) haben das Problem nun aber angepackt: Sie haben diese Peptide in eine Art Schutzmantel gehüllt.

Wissenschafter der Materialforschungsanstalt in St. Gallen haben mit Kollegen der Universität Kopenhagen eine Art Shuttlesystem entwickelt, das die Peptide geschützt an ihren Zielort bringt, wie die Empa am Dienstag mitteilte. Die "Shuttles" - genannt "Nanocarrier" - beruhen dabei auf speziellen strukturbildenden Lipiden, also Fetten. Die "Nanocarrier" schließen die Peptide komplett ein, wie die Forschenden kürzlich im Fachblatt "Journal of Physical Chemistry Letters" berichteten. So eingehüllt sind die Peptide geschützt, bis sie ihren Zielort erreichen. Und nicht nur das: Wie die Wissenschafter in Laborversuchen feststellten, verstärkt die Lipid-Schutzschicht sogar die antibakterielle Wirkung der Peptide.

Neue Waffe im Arsenal gegen multiresistente Keime

Damit ebnen die Forscher den Weg für den Einsatz dieser Peptide gegen Antibiotika-resistente Bakterien. Die Peptide zerstören nämlich die Hülle der Bakterien, wogegen sich auch resistente Superkeime nicht wehren können. "Natürlich können sich die Bakterien irgendwann auch daran anpassen", ließ sich Studienleiter Stefan Salentinig von der Empa in der Mitteilung zitieren. Das ginge jedoch nicht von heute auf morgen und man hätte im Kampf gegen multiresistente Bakterien eine neue Waffe im Arsenal.

Als nächstes wollen die Forscher um Salentinig die "Nanocarrier" so verändern, dass sie ihren Inhalt zu einer ganz bestimmten Zeit freigeben - quasi auf Knopfdruck und nur bei Bedarf. Laut der Empa ist dies für den klinischen Einsatz enorm wichtig.

>>> "Scientific Reports"

(APA/AFP)

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