Zika und Dengue mit Gen-Moskitos bekämpfen?

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BRAZIL-AEDES AEGYPTI-WOLBACHIA-UNLEASH(c) APA/AFP/MIGUEL SCHINCARIOL
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In Brasilien werden in großem Stil Insekten freigesetzt, die so verändert sind, dass sie die Plagen eindämmen.

„Zika“ heißt der jüngste Schrecken, er steht für ein Virus, das 2013 in Südamerika aufgetaucht ist und im Verdacht steht, die Gehirne von Föten anzugreifen. Es hat präzedenzlose Aktivitäten ausgelöst – die WHO rief den internationalen Gesundheitsnotstand aus, die Publikation einschlägiger Forschungen nahm tsunamihafte Züge an –, bis heute allerdings sind die Zusammenhänge eher unklar. Fest steht, dass man das Virus seit 1947 kennt, da entdeckte man es in Uganda, später auch andernorts, es richtete nichts an, vielleicht weil dort schon Kinder infiziert – und immunisiert – werden, während es in Südamerika eben schwangere Frauen traf.

Wie auch immer, zur Abwehr laufen zwei große Freisetzungsexperimente, die neben Zika ganz andere Plagen abwehren wollen, Dengue und Chikungunya, sie fordern viele Opfer. Sie werden, wie Zika, von Moskitos übertragen, Aedes aegypti. Deshalb arbeitet Like Alphey (Oxford) mit seiner Firma Oxitec seit sieben Jahren daran, Moskitos gentechnisch so zu verändern, dass sie ein tödliches Gen vererben. Auf Inseln ist das gelungen – es gab Proteste wegen fehlender Genehmigung der Freisetzungen –, seit 2015 läuft es in großem Stil in Brasilien, Zika brachte Zusatzschub (Sciencenow 13. 10.).

In Brasilien setzt auch eine zweite Gruppe Moskitos frei, sie sind mit einem Bakterium ausgestattet – Wolbachia –, das viele Insekten manipuliert: Es wird mit Eiern übertragen, deshalb verweiblicht es Männchen oder tötet sie. A. aegypti wird in der Natur nicht befallen, aber man kann Wolbachia einbauen. Die verweiblichen nicht, aber die Bakterien vermindern die Zahl der übertragenen Viren, man weiß nicht, warum. Auch das hat sich in kleinem Rahmen seit 2014 in Brasilien gegen Dengue bewährt, auch ihm kommt der Zika-Hype zugute: Es soll in Städten freigesetzt werden, Rio vor allem (Naturenews 26. 10.). Ökologische Bedenken wurden bisher nicht laut – gegen die neue Freisetzung von Moskitos. Aber gegen die traditionelle Freisetzung von Moskitofeinden, Fischen wie Guppys. Die könnten andere Fische verdrängen (Biology Letters 25. 10.).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2016)

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