Google und Co. könnten Suizid verhindern

An gewissen Tagen sollen sie mehr Hilfsangebote zeigen.

„An Tagen mit erhöhtem Gefährdungspotenzial sollten die Alarmglocken von Google und anderen Suchmaschinen schneller und lauter läuten“, sagt Florian Arendt vom Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität München. Der Österreicher hat mit Kollegen untersucht, wie man zielgerichtet auf Hilfsangebote bei Suizidgefahr aufmerksam machen kann. Denn bisher vergeben etwa die Betreiber von Suchmaschinen oft die Chance, gefährdeten Personen zu helfen, betonen die Wissenschaftler.

Sie haben ausgewertet, wie oft Google und Co. Links zu Hilfsangeboten einblenden, die beispielsweise zur Telefonseelsorge führen, wenn der Nutzer etwa das Wort Vergiftung in die Suchmaschine tippt. Nur bei einem Viertel der Anfragen, die auf eine potenzielle Selbsttötung hinweisen, wurden Angebote zur Hilfe angezeigt.

Algorithmen anpassen

Daher entwickelten die Forscher einen Ansatz, wie Suchprogramme noch gezielter Links zu professionellen Stellen einblenden können, wenn die Software eine Suizidgefahr ortet. Der neue Ansatz basiert auf dem Wissen, dass sich Suizide an bestimmten Tagen im Jahr häufen, etwa an bestimmten Wochentagen oder an Feiertagen wie dem Neujahrstag.

Die Recherche der Medienforscher ergab, dass genau an solchen Tagen mit einer höheren Zahl von Suizidversuchen der Suchbegriff Vergiftung häufiger eingegeben wurde. Sie schlagen vor, dass Suchmaschinen ihre Algorithmen den neuen Erkenntnissen anpassen, Risikofaktoren genauer berücksichtigen und an Tagen mit erhöhtem Gefährdungspotenzial verstärkt Hilfsangebote sichtbar machen. So könnten Betreiber der Suchprogramme einen großen Beitrag zur Suizidprävention leisten. (APA/vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2016)

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