Wissenschaftsstreit: Wer erfand CRISPR-Cas9?

Symbolbild: CRISPR revolutioniert die Gentechnik.
Symbolbild: CRISPR revolutioniert die Gentechnik.(c) AFP
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Die Methode revolutioniert die Gentechnik. Mit Hilfe von CRISPR-Cas9 können DNA-Sequenzen schneller, billiger und zielgenauer verändert werden.

"CRISPR-Cas9" ist eine Revolution in der Gentechnik: Mit der Methode können Experten zufolge DNA-Sequenzen schneller, billiger und zielgenauer verändert werden als bisher. Vielfältige Anwendungen in der Medizin und der Landwirtschaft scheinen möglich. Doch nun muss ein Gericht klären, wer den Ruhm für die Entwicklung beanspruchen darf. Dabei geht es um sehr viel Geld.

Die Anhörung dazu wurde am Dienstag in Alexandria im US-Bundesstaat Virginia abgehalten. In dem Patentstreit stehen sich drei Forscher gegenüber: Die französische Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier vom Berliner Max-Planck-Institut und die US-Biochemikerin Jennifer Doudna von der University of California in Berkeley haben in Zusammenhang mit "CRISPR" bereits zahlreiche Preise einheimst und gelten als Nobelpreis-Kandidatinnen. Doch der chinesische Wissenschafter Feng Zhang vom Broad Institute in den USA, das mit der Universität Harvard und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) kooperiert, beansprucht die Entwicklung der Methode ebenfalls für sich.

Patent bereits 2012 angemeldet

Die Forschungen von Charpentier und Doudna waren im Juni 2012 in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlicht worden. Die Wissenschafterinnen beschrieben, wie mit "CRISPR" DNA-Sequenzen zerschnitten, entfernt und neu zusammengesetzt werden können. Dies bezog sich auf einfache Organismen wie Bakterien.

Bereits im Mai 2012 hatten die Frauen ein Patent angemeldet. Im Dezember des gleichen Jahres meldeten Zhang und das Broad Institute ebenfalls ein Patent an. Dabei ging es um einen erfolgreichen Test zur Anwendung von "CRISPR" bei sogenannten Eukaryoten. Das sind Lebewesen, deren Zellen einen Zellkern mit Membran enthalten. Der Einsatz von "CRISPR" bei solchen Organismen öffnet den Weg, die Methode letztlich auch bei menschlichen Zellen zu benutzen.

Vor dem Gericht in Virginia wurde dementsprechend am Dienstag die Frage diskutiert, ob Zhang von den Entdeckungen seiner Forscherkolleginnen profitiert hat oder vielmehr er derjenige war, der die Technologie entscheidend voranbrachte. Die Wissenschafter wurden von Anwälten vertreten; die Anhörung dauerte nicht einmal 50 Minuten.

Banges Warten auf die Entscheidung

Bis zur Entscheidung des Gerichts wird es Wochen dauern. Die drei Richter können einer der beiden Parteien die Entwicklung von "CRISPR" komplett zurechnen oder aber Charpentier und Doudna einerseits und Zhang andererseits unterschiedliche Patente zusprechen.

In jedem Fall wird "CRISPR" die Fachwelt noch lange in Atem halten. Große Medizinlabore und Biotech-Unternehmen sehen in der Technologie riesiges Potenzial. Zugleich werden aber ethische Bedenken laut. Denn wenn die DNA in Keimzellen verändert wird, vererben sich die neuen Sequenzen an die nachfolgenden Generationen.

(APA/AFP)

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