Woher kommt der gute Mond?

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Dass der Trabant in seiner Komposition fast identisch ist mit der Erde, könnte daran liegen, dass er stückweise aus ihr geschlagen wurde.

Er geht so stille, der gute Mond, unser treuer Trabant, der das Leben auf der Erde dadurch ermöglicht oder zumindest erleichtert, dass er mit seinem Kreisen die Erdachse stabil hält und verhindert, dass die Klimazonen wandern. So bringt er uns Ruhe, auch zum Nachsinnen darüber, wo seine Himmelsgabe wohl herkommt. Bisher ist man auf drei Möglichkeiten verfallen: Entweder ist der Mond aus den Weiten des Alls gekommen und „eingefangen“ worden. Oder er ist zur Gänze aus der Erde entstanden, aus ihr herausgeschleudert worden, als sie sich in ihrer Jugend viel rascher drehte, diese Lösung schlug George Darwin vor, Physiker und Sohn von Charles. Sie hat das Problem, dass kein Mechanismus bekannt ist, der die Erde auf ihre heutige Rotation hätte bremsen können.

Oder er ist teilweise aus ihr entstanden, als ein großer Himmelskörper in sie hineinfuhr. Darauf setzen viele: Ein marsgroßer Impaktor sei es gewesen, man nannte ihn Theia – nach der Mutter der Mondgöttin Selene –, er habe vor etwa 4,4 Milliarden Jahren, 100 Millionen Jahre nach der Entstehung der Erde, das Material aus ihr herausgeschlagen, das sich dann zum Mond zusammenzog. Das klang so lange plausibel, bis die Apollo-Missionen Gestein vom Mond mitbrachten: Es ist dem Gestein der Erde bzw. ihrer Kruste ähnlich, viel zu ähnlich, es ist fast identisch mit ihm, nicht nur in der Komposition der Elemente, sondern auch in derer ihrer Isotopen, bei Sauerstoff etwa, auch bei Wolfram und Titan. Damit wurde vollends unwahrscheinlich, dass der Mond von weit her gekommen ist. Damit kam aber auch die Hypothese vom großen Impakt in Verlegenheit.

Mehrere mittelgroße Einschläge?

Man hat sie in vielen Varianten durchgespielt, Einschlagswucht und -winkel variiert, in einem aber kamen alle Rechnungen überein: Das meiste Material des Mondes, vier Fünftel, musste vom Impaktor stammen. Es kann aber nicht von ihm stammen, es muss von der Erde sein. Nur wie? In den 80er-Jahren kam die Idee, es habe nicht einen großen Einschlag gegeben, sondern mehrere mittelgroße. Das blieb damals Idee, nun wurde sie durchgerechnet, von Racula Rufu (Weizman Institute, Rehovot): Eine Einschlagsserie hätte ausgereicht, die Komposition des Mondes zu erklären (Nature Geoscience 9. 1.).

Allerdings hätten das mindestens 20 Einschläge sein müssen, von Himmelskörpern in der Größe des Monds, hohe Wahrscheinlichkeit hat das nicht. Vielleicht gab es doch einen übersehenen Mechanismus, der Darwins Hypothese plausibel machen könnte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2017)

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