Helle und dunkle Wolken über der Venus

Der helle Bogen zieht sich in 65 Kilometer Höhe über 10.000 Kilometer, er ist eine schwere Welle.
Der helle Bogen zieht sich in 65 Kilometer Höhe über 10.000 Kilometer, er ist eine schwere Welle.(c) Planet-C
  • Drucken

Die Nasa hat kein Interesse an der Nachbarin, aber eine japanische Sonde hat Seltsames gesichtet.

Auch am Himmel bzw. in seiner Erkundung geht es nicht gerecht zu, so sehen es zumindest die Astronomen, die sich auf den nächsten Nachbarn der Erde konzentrieren, die Venus. Sie ist leer ausgegangen, als die Nasa Anfang Jänner über ihre nächsten großen Missionen entschied. Fünf Kandidaten standen zur Wahl, zwei Projekte für Venus, zwei für bekannte Asteroiden, eines zum Aufspüren unbekannter. Die Asteroiden gewannen, Venus fiel durch.

Das war nicht immer so. Als der Wettlauf ins All begann, gingen so viele Missionen zur Venus wie sonst nirgendwohin, die Sowjetunion schickte sie seit 1961 serienweise. 1969 gelang Venera 5 die erste Landung eines Satelliten auf einem Planeten, 1970 schickte der Lander von Venera 7 erste Fotos, 23 Minuten lang, mehr ließen die Bedingungen auf der „bösen Schwester“ der Erde nicht zu.

Sturmgepeitscht, aber nicht überall

Venus ist fast so groß wie sie, aber auf ihr herrscht eine mittlere Temperatur von 464 Grad Celsius und ein Druck von 92 bar, 50 Mal so viel wie auf der Erde. Auch deshalb hielt sich die Nasa fern und beließ es bei Vorbeiflügen – der letzte war 1992 –, die sahen nicht viel, weil die Atmosphäre dicht verhängt ist mit Wolken aus Schwefelsäure, die obendrein mit enormen Geschwindigkeiten von 100 Metern pro Sekunde dahingepeitscht werden, sie rotieren 60 Mal schneller um die Venus, als die selbst es tut. Aber nicht immer und überall: Ein Beobachter von der Erde umkreist die Nachbarin derzeit, die japanische Sonde Akatsuki, „Morgendämmerung“.

Diese hat höchst Seltsames gesichtet, eine bogenförmige Struktur hoch in den Wolken – 65 Kilometer hoch – sie zieht sich als helle Region 10.000 Kilometer weit und bleibt, allen Stürmen zum Trotz, ortsfest.

Die Forscher vermuten, es sei eine „gravity wave“, das hat nichts mit Gravitationswellen zu tun, sondern meint „schwere Wellen“, ein Phänomen der Strömungsdynamik, das sich auch über der Erde beobachten lässt, über Gebirgen etwa: Da kann Luft weit nach oben steigen, dann wird sie von ihrer Schwere wieder herabgezogen, die pulsiert auf und ab. Aber in solchen Höhen wie über der Venus gibt es das bei uns nicht, in solchen Stürmen auch nicht (Nature Geoscience 16. 1.)

Klären wird das und anderes die Nasa nicht, sie bleibt bei den Nachbarn fixiert auf Mars: Dessen Atmosphäre ist dünn, man kann auf ihm landen, zentral ist aber natürlich, dass er als Kandidat für mögliches Leben gilt. Venus scheidet aus – auch wenn es Spekulationen über Bakterien in ihren Wolken gab, und auch darüber, dass sie früher einmal so lebensfreundlich war wie die Erde –, den Nachteil können ihre Proponenten auch nicht mit dem Hinweis wettmachen, dass Venus von einem Klimawandel ruiniert worden ist – die Atmosphäre besteht zum Großteil aus CO2 – und man den dort studieren könne.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.