Selbstfahrende Autos bedrohen Astronomie

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Elektromagnetischer Smog trübt den Blick zum Himmel immer mehr.

Als die Astronomie erste große Teleskope errichtete, tat sie das in den Metropolen. Die wurden immer greller illuminiert, die Forscher zogen sich bzw. ihre Beobachtungsstationen immer weiter zurück aufs Land, die Erhellung der Nacht folgte ihnen. 1988 gründeten sie die International Dark-Sky Association, die ging und geht gegen die „light pollution“ an. Beim Licht muss sie das vor allem, weil Städte die Straßenbeleuchtung auf LED umstellen. Die blenden zwar nicht mehr als das alte Licht, aber sie haben das falsche Licht: Das alte nutzte das rote Ende des sichtbaren Spektrums, LEDs strahlen blau, vor allem ihre erste Generation. Blaues Licht wird von der Atmosphäre gestreut, das bringt eine Lichtdunstglocke, die Hunderte Kilometer den Himmel trübt. Die Astronomen regen an, mit weniger blauhaltigen LEDs neuer Generationen zu illuminieren, sie haben dabei auch Erfolg.

Der fehlt ihnen bei einem anderen Problem, dem der selbstfahrenden Autos: Die orientieren sich mit Radar. So ein Strahl kann ein Radioteleskop blenden, wenn er aus 100 Kilometern kommt. Zwar wird alle vier Jahre ausgehandelt, welche Frequenzen für die Astronomen frei bleiben – zwei Prozent sind zugesagt –, die Autoindustrie sicherte Kooperation zu. Trotzdem übernahm sie 2015 die für das Erkennen von Wasserstoff im All wichtige Frequenz. Die nächste Runde kommt 2019 – und das nächste Problem: Viele Firmen, von Google bis Boeing, arbeiten an „high altitude platforms“, Ballons oder Satelliten, die entlegene Weltgegenden mit Internet versorgen sollen, auf für Radioastrologen bedrohlichen Frequenzen (Science 355, S. 232). (jl)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2017)

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