Denn sie wissen nicht, was sie anderen online antun

(c) imago/Reporters
  • Drucken

Wiener Soziologinnen wollen herausfinden, wie sich Zivilcourage unter Jugendlichen in der virtuellen Welt wecken lässt. Mit ihrem neuen Forschungsprojekt wollen sie jedenfalls auch zur Prävention beitragen.

Ein 15-jähriges Mädchen wird in Wien-Kagran im vergangenen November von sechs Jugendlichen brutal zusammengeschlagen. Sie erleidet einen doppelten Kieferbruch und landet im Spital. Die Jugendlichen sind mittlerweile verurteilt, doch neben der Tat schockierte auch das zweieinhalbminütige Prügelvideo, das auf Facebook kursierte: Es wurde mehrere Millionen Mal angesehen und zehntausendfach geteilt – und erst auf Druck der Staatsanwaltschaft gelöscht.

Soziologinnen der Uni Wien interessiert in ihrer Forschung genau dieser Kreis nicht direkt beteiligter Dritter in ihren unterschiedlichen Rollen und Funktionen: Voyeure, die an der Demütigung betroffener Person Gefallen finden und Bilder oder Videos weiterverbreiten; Mitläufer, die sich dem Gruppendruck beugen; Desinteressierte, die sich heraushalten; überforderte Personen, die nicht wissen, was sie dagegen tun könnten oder aus Angst, selbst zum Opfer zu werden, lieber nicht eingreifen; und schließlich auch Personen, die für das Opfer Partei ergreifen. Die Sozialwissenschaftlerinnen Ulrike Zartler und Christiane Atzmüller arbeiten ab März am neuen, im Sicherheitsforschungsprogramm Kiras vom Technologieministerium geförderten Projekt Zivilcourage 2.0. „Uns geht es nicht um die Frage: Wer ist Täter, wer Opfer?“, so Zartler. Man wolle eruieren, wie Jugendliche Gewalt im Internet wahrnehmen und wie sich online Zivilcourage wecken lässt. Dazu gibt es in Österreich noch kaum Forschung.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.