Quantengravitation? Keine Spur!

Ein Gammablitz gab keine Hinweise auf Verletzung der Relativitätstheorie.

Die Quantentheorie und die Relativitätstheorie zu vermählen, ist wohl die größte Herausforderung, vor der die theoretische Physik steht. Es ist bis heute völlig offen, ob die Gravitation sich wie die anderen drei Grundkräfte (Elektromagnetismus, starke und schwache Kraft) als Quantenfeld beschreiben lässt. In einer Theorie der Quantengravitation sollte die Raumzeit selbst quantisiert sein, d.h. sich sprunghaft verhalten, allerdings erst bei kleinsten Längen, im Bereich der Planck-Länge (10–35 Meter!). Eine Konsequenz: Elektromagnetische Wellen höherer Energie sollten sich geringfügig langsamer ausbreiten als solche mit weniger Energie. Das wäre eine Verletzung der Relativitätstheorie, laut der die Lichtgeschwindigkeit konstant ist.

Bisher gleicht die Suche nach solchen Effekten einer Quantengravitation einem Rückzugsgefecht: Die Physiker können immer nur sagen, oberhalb welcher Größenordnung sie solche Effekte nicht beobachten können. Auch diesmal, nach der Analyse eines kosmischen Ereignisses, eines Gammablitzes (deutlich jünger als der im obigen Artikel beschrieben). Forscher, darunter der Innsbrucker Astrophysiker Olaf Reimer, maßen aus diesem Blitz Photonen ganz unterschiedlicher Energie. Sie fanden keine Abweichungen. Nur eine Schranke: die Planck-Länge dividiert durch 1,2. Oberhalb dieses Werts können keine Effekte einer Quantengravitation (wenn es sie denn gibt) gemessen werden (Nature, 28.10.). tk

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2009)

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