Der Stern war nicht allein

Galaxie M82 with Supernova SN2014J (Symbolbild)
Galaxie M82 with Supernova SN2014J (Symbolbild)(c) imago/ITAR-TASS
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Grazer Forscher fanden in den Überresten einer Supernova erstmals ein Doppelsternsystem. Der kleinere Stern war reich an Kalzium.

Auch wenn es Tausende Lichtjahre entfernt kracht, könnte das direkte Bedeutung für das Leben auf der Erde haben: „Das Kalzium in den Knochen der Menschen kommt aus einer Supernova“, erklärt Luca Fossati vom Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz. „90 Prozent von uns auf der Erde oder wo auch immer im Universum haben ihren Ursprung in diesen gigantischen Explosionen im Weltall.“ Eine Supernova ereignet sich nur bei sehr massiven Sternen – mit der zumindest achtfachen Masse der Sonne –, und zwar, weil die Masse auf den Kern drückt und sich dieser dadurch immer mehr aufheizt.

Im Emissionsnebel einer Supernovaexplosion hat ein internationales Forscherteam mit Grazer Beteiligung nun erstmals ein außergewöhnliches Doppelsternsystem entdeckt: einen Neutronenstern als Überrest des massereichen Sterns und einen zweiten, kleineren Stern, der die Chemie der Supernova übernommen hat. Bei diesem wiederum kann man deutlich Überreste der Supernova erkennen, er dürfte also einen Teil der Explosionswolke aufgesaugt haben. „Durch eine Supernova werden Stoffe umgebaut, leichte Elemente werden zu schweren“, erklärt Fossati. Die Analysen der Wissenschaftler zeigen, dass der Begleitstern mit vielen Metallen und übermäßig viel Kalzium angereichert ist.

Der u. a. mit einem Weltraumteleskop der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa untersuchte Supernovaüberrest befindet sich in der Nähe des Sterns Alpha Centauri am südlichen Sternenhimmel, 9100 Lichtjahre (siehe Lexikon) von der Erde entfernt. Die Supernova wurde im Jahr 185 n. Chr. von chinesischen Forschern beobachtet; es dürfte sich dabei um die älteste schriftliche Aufzeichnung einer solchen Explosion handeln.

Experten vermuten schon lange, dass eine große Zahl massereicher Sterne Teil eines Doppelsternsystems sind. Die aktuellen Forschungsergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature Astronomy“. Sie erhoffen sich von diesen neue Erkenntnisse über die Entwicklung von Sternen und die Expansion des Universums. (gral)

LEXIKON

Ein Lichtjahr ist die Strecke, die eine elektromagnetische Welle wie das Licht in einem Jahr im Vakuum zurücklegt. Das sind 9,461 Billionen Kilometer. Diese Längeneinheit für kosmische Entfernungen wird aber eher in der astronomischen Öffentlichkeitsarbeit benutzt, Forscher rechnen mit Parsec: Ein Parsec entspricht etwa 3,3 Lichtjahren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2017)

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