Wie Krieg Schimpansen prägt

Symbolbild Schimpanse.
Symbolbild Schimpanse. (c) FABRY Clemens
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Das Verhalten nach außen schlägt durch auf die Sozialstruktur: Schimpansen tun sich mit Männchen zusammen, Bonobos mit Weibchen.

„Der Erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab“, brachte alles Elend in die Welt: „Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde wäre dem Menschengeschlecht erspart geblieben, wenn jemand die Pfähle ausgerissen hätte.“ So sah 1755 Rousseau den Sündenfall, mit dem die Menschheit aus dem Paradies der Natur auszog. Dorthin wollte er nicht zurück, er hatte die Utopie einer ganz anderen Gesellschaftsform, aber eine Idylle war sie doch für ihn, die Natur.

Dabei geht es in ihr oft auch so zu, als hätte jemand Zäune gezogen: Da werden Reviere beansprucht und mit Klauen und Zähnen verteidigt oder auch erobert. So halten es unsere einen nächsten Verwandten, die Schimpansen, sie sind – außer uns – die einzigen, die über Nachbarn herfallen und sie erschlagen. Unsere anderen nächsten Verwandten, die Bonobos, agieren ganz anders, sie leben in äußerem Frieden und im Inneren auch, letzteren sichern sie durch exzessive Sexualität. Verwandt sind wir mit beiden in gleichen Graden: Unsere Ahnen spalteten sich vor etwa acht Millionen Jahren vom gemeinsamen Ast ab, Schimpansen und Bonobos gingen vor zwei Millionen Jahren getrennte Wege.

Ähnlicher in der Physiologie sind uns die Bonobos, das zeigen die Gene, die Muskeln auch Bernard Wood (George Washington University) hat es gerade erhoben (Scientific Reports 29. 4.). Beim Verhalten ist es anders: „Während Schimpansen ausgesprochen territorial sind, was sich in feindseligen Begegnungen zwischen Gruppen mit oft tödlichem Ausgang äußert, unterhalten Bonobos eher friedliche Beziehungen zu anderen Gruppen, Begegnungen enden nicht tödlich.“

Männchen kämpfen um Revier

So formuliert es Martin Surbeck (Leipzig), und er ist in langjährigen Feldbeobachtungen den sozialen Folgen nachgegangen: Bei Schimpansen bleiben Weibchen und Männchen eher unter sich, die Männchen suchen Freunde und Verbündete unter anderen Männchen: Zusammen kämpfen sie um das Gruppenrevier, und bei internen Rangeleien sind männliche Verbündete auch hilfreich.

Bei Bonobos tun sich auch Weibchen zusammen – aber Männchen halten sich auch an Weibchen, oft Söhne an die Mütter, die helfen ihnen, den Rang in der Gruppe zu steigern (Roy. Soc. Open Science 3. 5.) „Das Führen von Kriegen scheint einen fundamentalen Einfluss auf die Struktur einer Gesellschaft haben“, schließt Surbeck.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2017)

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